Harter Sommer steht bevor Guttenberg erwartet mehr Opfer
04.07.2010, 19:51 UhrDie Angriffe auf die Bundeswehr in Afghanistan werden in den kommenden Wochen zunehmen und auch deutsche Soldaten das Leben kosten. In dieser Frage ist sich Verteidigungsminister Guttenberg sicher, egal wie bitter die Wahrheit ist.

Im September sollen die Afghanen wählen.
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Die Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan müssen sich nach Ansicht von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) auf einen harten Sommer mit möglichen weiteren Todesopfern einstellen. "Ja, wir müssen, so bitter diese Aussage auch ist, weiter mit Verlusten und Verwundeten rechnen," sagte Guttenberg der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Der Sommer werde "eine harte Belastungsprobe für uns alle bedeuten". Afghanistan stehe kurz vor Parlamentswahlen "und an den Hot Spots nimmt die Gewalt zu", fügte Guttenberg hinzu.
Die Zahl der Anschläge auf Soldaten der Bundeswehr ist im Norden Afghanistans in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Allein im April starben dort sieben deutsche Soldaten. Seit Beginn des Bundeswehreinsatzes in dem Land am Hindukusch 2002 kamen 26 Bundeswehr-Soldaten bei Anschlägen oder Gefechten ums Leben. Um den Schutz der Soldaten zu verbessern, will das Verteidigungsministerium 65 Transportpanzer vom Typ Fuchs vor allem für den Einsatz in Afghanistan modernisieren. Unter anderem sollen Radkästen und Türen verstärkt und damit der Minenschutz verbessert werden.
Nicht länger Rückzugsort

Guttenberg stellt sich selbst und das Land auf weitere Opfer ein.
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Afghanistan werde sich "nie nach unseren Maßstäben absolut stabilisieren lassen", sagte der Verteidigungsminister. Aber für den Fall, dass das Land künftig wieder nachweisbar zu einem ständigen Rückzugsort für Terrorzellen würde, die international agieren, müsse "es von internationalem Interesse sein, solchen Terrorelementen zu begegnen". Die internationale Gemeinschaft müsse sich jetzt schon über "Nachsorgeelemente" Gedanken machen, forderte Guttenberg. Dazu gehöre "die internationale Koordination des Einsatzes von Nachrichtendiensten und Spezialkräften".
Ein solches Vorgehen könnte nach Guttenbergs Einschätzung dem Vorgehen der USA in Afghanistans Nachbarland Pakistan ähneln, wovon vor allem gezielte Luftangriffe mit unbemannten Drohnen bekanntgeworden sind. Guttenberg sagte, das Vorgehen werde dem in Pakistan "in einigem vielleicht ähnlich, aber auf die jeweilige Begebenheit mit Rechtsgrundlage zugeschnitten" sein.
Bündnispartner in Afghanistan wie Großbritannien, Polen, Frankreich oder die USA warnte Guttenberg indirekt vor einseitigen Abzugsplänen. "Sollte sich tatsächlich die Situation ergeben, dass beispielsweise einer der größeren oder der größte Bündnispartner aus welchen Gründen auch immer beschleunigt Afghanistan verlässt, ist hier eine Koordination unbedingt erforderlich", sagte der Minister. Es müsse deutlich gemacht werden, "dass es nicht einen geben darf, der alleine und verlassen das Licht ausmacht". Die USA hatten sich zum Ziel gesetzt, 2011 mit dem Abzug aus Afghanistan zu beginnen. Polen kündigte einen vollständigen Abzug in den kommenden zwei Jahren an.
Quelle: ntv.de, dpa/rts