Weltgrößter CO2-Sünder Australien setzt auf Kohle
28.01.2007, 19:21 UhrIn Australien brummt das Geschäft mit der Kohle. Während in Deutschland über einen Ausstieg aus der mit Milliardensummen subventionierten Steinkohleförderung gestritten wird, frohlockt der größte Exporteur der Welt dank der Rekordpreise. 30 neue Förderprojekte sind nach Regierungsangaben in der Pipeline. Umweltschützer sind entsetzt. "Neue Kohle ist eine Sackgasse, den Klimawandel zu exportieren ist Umweltselbstmord", sagt Jeff Angel, Direktor der Gruppe "Total Environment Center".
Bei der konservativen Regierung von Premierminister John Howard, der wie die USAzu den Verweigerern des Kyoto-Protokolls zur Eindämmung der Treibhausgase zählt, stoßen solche Bedenken auf taube Ohren. Noch. Denn in der Bevölkerung regt sich was. In einer Umfrage von Greenpeace sagten 91 Prozent der Befragten im Oktober, die Regierung müsse das Energie-System von Kohle auf erneuerbare Energien umstellen. 79 Prozent sprachen sich für die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls aus. Kein Land der Welt produziert pro Kopf so viel Treibhausgase wie Australien: mehr als 27 Tonnen.
Kohle ist in Australien ein Riesengeschäft. Dank der weltweit viertgrößten Vorkommen – allein rund 75 Milliarden Tonnen Steinkohle – werden 80 Prozent der heimischen Energie mit Kohle produziert. Mehr als 100 Bergwerke fördern, 97 Prozent davon in Queensland und New South Wales. Die neuen Projekte haben einen Kapitalumfang von rund 6,9 Milliarden australische Dollar und sollen zusammen eine Kapazität von knapp 100 Millionen Tonnen erreichen.
Die Förderung boomt, mit 305,8 Millionen Tonnen im Wirtschaftsjahr 2005/2006, elf Prozent mehr als 2001/02. Dreiviertel der Förderung gehen ins Ausland. Kohle ist der größte Exportschlager, vor Eisenerz, Gold und Erdölprodukten. 16 Prozent der Exporteinkünfte -etwa 24 Milliarden australische Dollar (14,6 Mrd Euro) kamen im vergangenen Jahr durch Kohle rein, dank der Rekordpreise waren das in den vergangenen zwei Jahren jeweils rund 50 Prozent mehr als im Vorjahr.
Queensland plant in Clermont ein neues Bergwerk, das ab 2010 mit gut zwölf Millionen Tonnen im Jahr zu den größten des Bundesstaates gehören soll. Der Bergwerkskonzern Centennial will im Hunter Valley in New South Wales neue Kohle abtragen und hat nach eigenen Angaben schon einen Vertrag über die Lieferung von 30 Millionen Tonnen an Kraftwerke in der Tasche, wenn das grüne Licht kommt.
Ein Gericht stellte die Ampel allerdings kurz vor Weihnachten erstmal auf rot. Bei der Umweltprüfung der neuen Anlage sei die Klima verändernde Wirkung der Verbrennung der dort geförderten Kohle nicht ausreichend berücksichtigt worden, entschied Richterin Nicola Pain. Bei der Verbrennung entstehen besonders viele Kohlendioxyd-Emissionen. Deshalb wäre der Ersatz von Kohle durch andere Energieträger einer der wichtigsten Schritte zum Klimaschutz.
Irgendwie sieht die Regierung in Canberra den Klimawandel auch, und sagt jetzt immer öfter, dass der CO2-Ausstoß begrenzt werden muss -trotz neuer Kohlevorhaben. "Ein Mythos", sagt Ben Pearson von Greenpeace. "Saubere Kohle" sei ein Widerspruch in sich, vergleichbar mit "gesunden Zigaretten". "Kohle und andere fossile Brennstoffe aufzugeben, um die Treibhausgase zu reduzieren, ist auf absehbare Zeit einfach keine realistische Option", meint dagegen der Kohleverband. Er werde ja tüchtig an saubereren Technologien geforscht. "Die Kohlebergwerke von morgen werden anders sein als die von heute", heißt es allerdings sehr allgemein.
Von Christiane Oelrich, dpa
Quelle: ntv.de