Dossier

Die Linke macht's möglich Berlusconi hat Oberwasser

Berlusconi gibt sich siegessicher.

Berlusconi gibt sich siegessicher.

(Foto: dpa)

Trotz Gerichtsverfahren und Sex-Skandal: Die Umfragewerte von Italiens "Cavaliere" haben sich wieder erholt. Nun sieht er schon die Geier über der heillos zerstrittenen Opposition kreisen.

Ein Skandaljahr liegt hinter ihm, die Justiz ist ihm in Korruptionsverfahren auf den Fersen, seine Frau will sich scheiden lassen. Und dennoch hat der schillernde italienische Regierungschef Oberwasser wie schon lange nicht mehr. Acht Wochen vor den wichtigen Regionalwahlen im März kann sich Silvio Berlusconi (73) siegessicher geben und auf beste Umfragewerte verweisen. Die linke Opposition ist es, die den Cavaliere vor dem Test an den Wahlurnen auf einer Welle des Optimismus schwimmen lässt. Sie ist heillos zerstritten und mit Richtungskämpfen sowie mit Affären in den eigenen Reihen beschäftigt.

Bersani hat es bisher nicht geschafft, die Opposition zu vereinen.

Bersani hat es bisher nicht geschafft, die Opposition zu vereinen.

(Foto: REUTERS)

Eine ernsthafte Alternative zu Berlusconi scheint so weiterhin nicht in Sicht. Wer hätte noch vor einigen Monaten gedacht, dass der durch tatsächliche oder vermeintliche Sex-Affären angeschlagene Mailänder Medienmogul und Milliardär schon bald wieder so gute Aussichten haben könnte? Jetzt muss er durch die klare Mehrheit seines Mitte-Rechts-Lagers im Parlament nur noch dafür sorgen, dass die Richter in seinen diversen Verfahren ihm nicht doch noch an den Kragen gehen können. Justizreform wird genannt, was auch ihm Luft in den Prozessen oder Verjährung bringen dürfte. Und in den Wahlkampf geht er nun mit Themen, die ihm Resonanz bei den Italienern versprechen: Der Kampf gegen die Mafia und die illegalen Einwanderer.

"Einigungsprojekt" steht in den Sternen

Derweil ringt die linke Opposition mit Image-Problemen und zerreibt sich weiter in Grabenkämpfen. Pierluigi Bersani, der neue Chef der größten linken Partei PD (Partito Democratico) tut sich schwer mit der vordringlichen Aufgabe, die Truppen zusammenzuhalten - oder vielmehr erst einmal zusammenzubringen. Sein "Einigungsprojekt" steht in den Sternen, manche italienischen Zeitungen betrachten es bereits als gescheitert: Absehbar scheint, dass die noch recht junge Partei eine Art Baustelle für neue Bündnisse im linken Spektrum wird.

Beim "No-Berlusconi Day" im Dezember 2009 fordern Demonstranten den Präsidenten auf: "Dimettiti" (Tritt zurück).

Beim "No-Berlusconi Day" im Dezember 2009 fordern Demonstranten den Präsidenten auf: "Dimettiti" (Tritt zurück).

(Foto: REUTERS)

Das Wochenmagazin "L'Espresso" widmet diesem "stillen Chaos" in Bersanis Partei eine Titelgeschichte und meint dabei, die internen Konflikte würden weiter schwelen - bis nach den Wahlen am 28. März. So ist das linksliberal-katholische Sammelbecken dabei, erneut einen Parteichef in den Grabenkämpfen zu verschleißen. Gerade wohlmeinende Beobachter beklagen das als "Hang zum Königsmord". Unterdessen murrt die Basis der Partei und verpasst "denen da oben" auch schon mal eine Ohrfeige. So bei der Urabstimmung über den apulischen PD-Kandidaten für die Wahlen - votiert wurde massiv gegen den "Mann des Apparates".

Berlusconi sieht kreisende Geier

Es geht dermaßen turbulent zu, dass sich sogar Romano Prodi, der glücklose frühere Regierungschef, zu Wort meldet und Bersani zu einer härteren Gangart aufruft, sonst werde auch er scheitern. Unterdessen kursieren bereits Namen für den Posten, wenn dieser schon wieder frei werden sollte. Auch die beiden Bersani-Vorgänger Walter Veltroni und Dario Franceschini, die mehr für Öffnungsstrategien stehen, dürften wieder ein Wort mitreden wollen. Die Geier kreisten über dem PD-Chef, freut sich Berlusconis Blatt "Il Giornale". Dem Regierungschef kommt das alles zupass, er kann sich ins Fäustchen lachen. Zumal er nach der dramatischen Wurfattacke auf ihn im Dezember vor dem Mailänder Dom durchaus auch noch von einer Sympathiewelle profitieren könnte.

Quelle: ntv.de, Hanns-Jochen Kaffsack, dpa

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