Georg Ratzinger immer dabei Bruder freut sich auf den Papst
29.08.2006, 11:08 UhrWas genau auf den Tisch kommt, wird nicht verraten. Nur so viel: "Es ist nichts Opulentes." Wenn aber schon einmal der Papst höchstpersönlich zum Mittagessen vorbeischaut, holt sich die als exzellente Köchin bekannte Haushälterin von Georg Ratzinger Verstärkung. Agnes Heindls beide Schwestern helfen mit, wenn am 13. September Benedikt XVI. im Haus seines Bruders einkehrt. Es ist der einzige private Tag im Besuchsprogramm von Joseph Ratzinger vom 9. bis 14. September in seiner bayerischen Heimat.
Zuvor wird der Papst zwei große Gottesdienste in München und Regensburg feiern, den Wallfahrtsort Altötting sowie seinen Geburtsort Marktl besuchen. Wie sehr die Brüder Georg und Joseph Ratzinger sich verbunden fühlen, wird auch bei dem Pastoralbesuch Benedikts XVI. im Freistaat deutlich werden: Bis auf die erste Station in München begleitet der drei Jahre ältere Georg "den Joseph", wie er seinen Bruder - Papst hin oder her - auch weiterhin nennt, während der gesamten Visite im Freistaat.
Der langjährige Leiter der Regensburger Domspatzen zieht sogar für drei Nächte ins Priesterseminar der Donaustadt, um seinem Bruder möglichst nah zu sein. Der Tagesablauf des 13. September gilt unter den Brüdern als längst ausgemacht. Der Deutschen Presse-Agentur verriet Georg Ratzinger, wie jener Mittwoch ablaufen wird. Nach dem gemeinsam zelebrierten Gottesdienst in der Frühe im Priesterseminar - auch der 82-Jährige ist katholischer Geistlicher - "betet mir mein Bruder das Brevier vor", denn beim älteren der Ratzinger-Brüder wollen die Augen nicht mehr so recht mitmachen.
Nach dem Frühstück und einer Vorbereitung des Papstes ist für 10.45 Uhr die gemeinsame Fahrt zur gegenüber dem Dom gelegenen Alten Kapelle geplant, wo der Pontifex die neue Benediktorgel der prächtigen Rokokokirche weihen und in der Gnadenkapelle beten wird. Danach geht es zu Fuß zum nahe gelegenen Haus Georg Ratzingers in der Luzengasse. "Da lohnt sich der Hubschrauber nicht", sagt der Gastgeber augenzwinkernd über die gut 100 Meter Distanz. Nicht nur über den Speiseplan, auch über die Gästeliste des Mittagessens "in kleinerem Kreis" verrät Georg Ratzinger nichts.
Nach dem sicher von einer süßen Nachspeise beendeten Essen zieht sich der Papst "zur Siesta" in sein eigenes Zimmer zurück, das er im Haus seines Bruders noch immer hat. Nachmittags geht es dann zum Friedhof der katholischen Pfarrkirche St. Josef im Regensburger Stadtteil Ziegetsdorf. Dort sind die Eltern und die Schwester der Ratzinger-Brüder beerdigt, denen der Papst wie früher auch, wenn er als Münchner Erzbischof und später als römischer Kurienkardinal Urlaub zu Hause machte, einen Gebetsbesuch abstatten wird.
Danach fährt Benedikt XVI. in sein schlichtes Haus im Vorort Pentling, das er sich Anfang der 70er Jahre bauen ließ, nachdem er Professor für Dogmatik an der Regensburger Uni geworden war. "Mehr als miteinander Kaffeetrinken und ein Spaziergang im Garten sind nicht drin", verrät Georg Ratzinger über den Besuch in Pentling. Zwar hätten die Honoratioren des Ortes nur zu gerne gesehen, wenn Benedikt XVI. die Papst-Ausstellung im Rathaus besucht. "Aber wenigstens einen Rest von Privatem hat mein Bruder mit Klauen und Zähnen verteidigt", begründet Georg Ratzinger die Ablehnung jener Bitte.
Stattdessen fährt der Papst am frühen Abend zurück ins Regensburger Priesterseminar, wo er den Rest des Tages mit seinem Bruder verbringt. Tags darauf begleitet der ältere Ratzinger den jüngeren in den Freisinger Dom und zum Münchner Flughafen, wo es für den Papst am Donnerstagmittag nicht nur Abschied nehmen heißt von seiner geliebten Heimat Bayern, sondern auch von seinem Bruder.
(Paul Winterer, dpa)
Quelle: ntv.de