Dossier

Stillstand droht Bundesratsmehrheit für Schwarz-Gelb futsch

Die Niederlage für Schwarz-Gelb  bei der Landtagswahl am Sonntag in Nordrhein-Westfalen hat für die  Bundesregierung weitreichende Folgen: Denn Union und FDP haben  jetzt keine Mehrheit mehr in der Länderkammer, die sie allerdings  für zentrale Gesetzesvorhaben brauchen. Damit stehen die  Steuersenkungspläne von Schwarz-Gelb vorerst vor dem Aus.

Bislang verfügten die sieben von Union und FDP geführten  Bundesländer über 37 der 69 Stimmen in der Länderkammer. Die in der  Regel erforderliche absolute Mehrheit liegt bei 35 Stimmen. Mit der  Abwahl der CDU/FDP-Landesregierung in Düsseldorf verliert  Schwarz-Gelb die sechs Stimmen des bevölkerungsreichsten  Bundeslandes kommt nur noch auf 31 Sitze. Damit könnte die  Opposition zustimmungspflichtige Gesetze in der Länderkammer  blockieren. Dazu gehören etwa alle Gesetze über Steuern, an deren  Aufkommen die Länder beteiligt sind.

Die Pläne für Steuersenkungen kann die Bundesregierung nun  vorerst nicht umsetzen, da die Oppositionsparteien strikt dagegen  sind. Vor allem die FDP dringt weiter auf Entlastungen ab 2012 in  Höhe von 16 Milliarden Euro. Allerdings stoßen die Pläne auch bei  der Union auf Skepsis. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will sich angesichts wegbrechender Steuereinnahmen nicht festlegen.

Fraglich sind ohne eine schwarz-gelbe Mehrheit im Bundesrat aber auch weitere zentrale Gesetzesvorhaben der Koalition. Dazu zählt unter anderem die Einführung einer Kopfpauschale in der gesetzlichen Krankenversicherung. Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) plant einen einkommensunabhängigen Arbeitnehmerbeitrag und einen steuerfinanzierten Solidarausgleich für Geringverdiener. Allerdings stoßen seine Pläne nicht nur bei der Opposition, sondern auch bei der CSU auf Widerstand.

Schwierig dürfte es für Union und FDP auch werden, die geplante Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke gegen den Widerstand der Länderkammer durchzusetzen. Die Regierungskoalition sieht die Atomenenergie als "Brückentechnologie" an und prüft eine Verlängerung der Laufzeiten um bis zu 28 Jahre. Bislang geht das Atomgesetz von rechnerischen Akw-Laufzeiten von 32 Jahren aus. Theoretisch wäre damit eine Verlängerung auf insgesamt bis zu 60 Jahre denkbar. Auch die Frage der Laufzeiten ist aber innerhalb der Koalition umstritten. Im Herbst will die Regierung ein Energiekonzept vorlegen.

Durch weitere Landtagswahlen im kommenden Jahr könnten sich die  Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat wieder ändern: Während in diesem Jahr nur in Nordrhein-Westfalen gewählt wird, stehen 2011 Wahlen in Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Bremen, Berlin  und Mecklenburg-Vorpommern an. Davon wird derzeit nur Baden-Württemberg von CDU und FDP regiert. In Sachsen-Anhalt  besteht eine CDU-geführte große Koalition, während in den restlichen vier Ländern die SPD den Regierungschef stellt.

Quelle: ntv.de, AFP

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