"Opa Wen Jiabao" Chinas Oberhaupt ist volksnah
29.01.2009, 09:31 UhrDer chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao gibt sich gerne volksnah. Er zeigt sich im Gespräch mit Bauern und Arbeitern, feiert das chinesische Neujahrsfest auch schon mal medienwirksam mit Bergarbeitern in einem Schacht tief unter der Erde - oder zuletzt mit Überlebenden der Erdbebenkatastrophe in der Provinz Sichuan. Der 66-Jährige gilt als Krisenmanager. Schon vor seiner Berufung zum Ministerpräsidenten hatte sich Wen Jiabao bei den Rettungsarbeiten während der verheerenden Überschwemmungen 1998 einen Namen gemacht.
Sofort nach dem Erdbeben im Mai 2008 in Sichuan war der Ministerpräsident zur Stelle. Das Fernsehen zeigte ihn mit Tränen in den Augen zwischen den Trümmern, als er einem verschütteten Kind zurief: "Ich bin Opa Wen Jiabao. Halte durch." Wahrscheinlich mehr als 80.000 Menschen kamen ums Leben. Der Regierungschef persönlich teilte seinem Milliardenvolk als erster die traurige Nachricht vom verheerenden Ausmaß der Katastrophe mit.
Demokratie und Menschenrechte bleiben unbeachtet
Der 1942 in Tianjin geborene Sohn eines Lehrer-Ehepaars ist in weiten Teilen der Bevölkerung sehr beliebt. Wie hart Politik sein kann, lernte Wen Jiabao schnell. Als persönlicher Sekretär diente er 1989 dem reformerischen Parteichef Zhao Ziyang, als die Demokratiebewegung das Land erfasste. Zhao Ziyang trat für eine moderate Linie im Umgang mit den Protesten ein, wurde aber von den Hardlinern gestürzt. Ein Foto zeigt Wen Jiabao neben Zhao Ziyang bei den hungerstreikenden Studenten auf dem Platz des Himmlischen Friedens, als Zhao Ziyang in der Parteiführung aber schon keinen Rückhalt mehr hatte.
Nach dem Massaker arbeitete Wen Jiabao für den unverhofft zum Parteichef berufenen Jiang Zemin. 1995 führte er die Arbeitsgruppe, die den Fünfjahresplan entwarf. Mit dem Generationenwechsel in der kommunistischen Führung rückte Wen Jiabao 2003 in den Chefsessel auf. Er setzt sich für einen sachlichen politischen Stil ein, hört auf die Ansichten von Experten. Doch politische Reformen, die für mehr Demokratie und einen besseren Schutz der Menschenrechte in China sorgen könnten, hat auch Wen Jiabao nicht eingeleitet.
Quelle: ntv.de