Dossier

Schatten der Vergangenheit Der Rücktritt Hans Filbingers

Fast zwölf Jahre war Hans Filbinger Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Dann holten ihn die Schatten seiner Vergangenheit ein, und er musste sein Amt niederlegen.

Im Februar 1978 veröffentlicht der Schriftsteller Rolf Hochhuth in der Wochenzeitung "Die Zeit" einen Vorabdruck seines Romans "Eine Liebe in Deutschland". Damit macht er Filbingers Mitwirken an Todesurteilen bei Kriegsgerichtsverfahren bekannt. Nach einer Klage Filbingers bescheinigt das Landgericht Stuttgart dem Politiker zwar, nicht gegen Strafverfahrensrecht verstoßen zu haben. Es erlaubt Hochhuth aber zugleich, Baden-Württembergs Landesvater weiterhin als "furchtbaren Juristen" und "Hitlers Marinerichter" zu bezeichnen.

Hochhuths Artikel löst eine Lawine aus: Nach und nach werden vier Todesurteile bekannt, an denen Filbinger mitgewirkt hatte. Das von dem späteren CDU-Politiker beantragte Todesurteil gegen den Matrosen Walter Gröger wegen Fahnenflucht wurde sogar in Filbingers Gegenwart vollstreckt. Zwei weitere Urteile ergingen gegen Deserteure. Ein viertes Todesurteil wurde auf Filbingers Betreiben umgehend in eine achtjährige Freiheitsstrafe umgewandelt.

Der Ministerpräsident muss die bekannt gewordenen Fälle eingestehen. Daraufhin wird die öffentliche Kritik zu stark -auch aus den eigenen Reihen. Am 7. August 1978 gibt Filbinger seinen Rücktritt als Ministerpräsident bekannt. Bis zu seinem Tod sieht er sich aber als Opfer "einer politisch gesteuerten Rufmordkampagne".

Quelle: ntv.de

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