Dossier

Wahlgewinner Zapatero Der Siegertyp

Wenn er mit dem Rücken zur Wand steht, läuft der spanische Ministerpräsident Jos Luis Rodrguez Zapatero zu Höchstform auf. Das war schon im Juli 2000 so gewesen, als der damals wenig bekannte Politiker wider Erwarten zum Parteichef der Sozialisten (PSOE) gewählt wurde. Bei der Parlamentswahl 2004 setzte Zapatero sich gegen den Konservativen Mariano Rajoy durch, obwohl alle Meinungsforscher einen Sieg des Chefs der Volkspartei (PP) vorhergesagt hatten.

Auch bei der Wahl am Sonntag drohte es für Zapatero eng zu werden. Die spanische Wirtschaft gab ausgerechnet kurz vor der Abstimmung nach, Umfragen ergaben ein "technisches Patt" zwischen dem Regierungschef und dem Herausforderer Rajoy. Zapatero stand "am Rande des Abgrunds", wie die Zeitung "El Pas" schrieb, gewann aber trotzdem die Wahl.

Keine Scheu vor Risiken

Der 47-jährige Sozialist ist kein Politiker, der das Risiko scheut. Wegen seiner Gesichtszüge und seiner Augenbrauen hatte er einst den Spitznamen "Bambi" erhalten. Nach vier Jahren im Amt des Regierungschefs erwies er sich jedoch keineswegs als scheues Reh. Im Gegenteil: Der Sozialist mit dem verführerischen Lächeln scheint niemanden zu fürchten.

Zapatero nahm es mit den mächtigsten Widersachern auf. Nach seinem Wahlsieg im März 2004 ordnete er den Rückzug der spanischen Truppen aus dem Irak an, obwohl er sich dadurch Ärger mit US-Präsident George W. Bush einhandelte. Innenpolitisch griff er Themen auf, an die frühere Regierungen sich nicht herangewagt hatten. Er zog einen Schlussstrich unter die Franco-Diktatur (1939-1975) und ließ die Autonomie-Statuten (Landesverfassungen) zahlreicher Regionen reformieren.

Seine Politik trug teilweise "feministische" Züge. Als erster Regierungschef in der Geschichte Spaniens stellte er ein Kabinett zusammen, dem ebenso viele Frauen wie Männer angehörten. Er verhalf den Spanierinnen zu mehr Rechten in der Arbeitswelt und bei Ehescheidungen. Gegen heftigen Widerstand der katholischen Kirche setzte er durch, dass Homo-Ehen zugelassen wurden und Paare von Homosexuellen Kinder adoptieren dürfen.

Ein Gestalter, kein Verwalter

Zapatero versteht sich in der Politik als Gestalter, nicht als Verwalter. Seine bitterste Niederlage erlitt er vor gut einem Jahr, als die Verhandlungen mit der ETA über eine Friedenslösung im Baskenland scheiterten und die baskischen Separatisten zur Strategie des Terrors zurückkehrten.

Einen anderen Beruf als den des Politikers hat Zapatero nie ausgeübt. Er ist dabei nicht so sehr Ideologe, sondern eher Pragmatiker, dessen Stärke darin liegt, unterschiedliche Strömungen zu vereinen. Der Sozialistischen Partei (PSOE) hatte er sich als 16- Jähriger angeschlossen, weil ihn eine Kundgebung mit dem damaligen PSOE-Chef Felipe Gonzlez beeindruckt hatte.

Von Hubert Kahl, dpa

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen