Dossier

Gedanken zum Staat der Zukunft Der Zwischenruf

Von Manfred Bleskin

In was für Zeiten leben wir? Nicht, dass offen ist, ob Michael Schumacher es nun noch einmal schafft oder Klinsis Jungs den Confed-Cup gewinnen. Nicht, dass wir nicht wissen, für welche der kleinen Joghurtflaschen im Kühlregal wir uns entscheiden sollen. Nicht, dass immer noch nicht geklärt ist, ob das Deo X nun tatsächlich 25 Stunden am Tag frisch hält und wir nicht wissen, was wir von dem Mann halten sollen, der uns - frei nach Jagger/Richards – erzählt, „how white our shirts can be“.

Nein, viel schlimmer. Wir wissen nicht, auf welche Weise uns Rabenvater Staat künftig das Geld aus der Tasche zieht. Der Vorschlag der Liberalen ist vielleicht der beste: Wir sparen soviel Staatsausgaben ein, dass am Ende nichts mehr für den Staat übrig bleibt und er sich sozusagen von selbst abschafft. Auf diese Idee ist nicht einmal der alte Engels gekommen, aber der war ja auch kein Liberaler. Er hat nur liberal viel Wein getrunken.

Die Idee mit der Mehrwertsteuer ist auch nicht verkehrt. Nur sollten es künftig nicht 18 Prozent , sondern besser, was weiß ich, viel mehr jedenfalls sein. Am Ende kauft keiner mehr was, die Heuschrecken kriegen einen Schreck, bleiben auf ihren Produkten sitzen, und aus ist es mit Global-Kapitalismus.

Oder dies: Wir greifen auf mittelalterliche Erfahrungen zurück und führen die Fenstersteuer wieder ein. Je mehr Fenster einer in seiner Behausung hat, desto mehr muss er berappen. Am schlimmsten träfe es die Banken und all die anderen Heuschreckgespenster, die haben die meisten Gucklöcher in ihren wolkenkratzenden Schlupflöchern.

Am Ende kehren wir zum Zustand vor der Arbeitsteilung zurück, da baut jeder sein eigenes Haus, bäckt seine eigenen Brötchen, kleine, versteht sich, braut sein eigenes Bier und verprügelt die eigene Frau. Dann braucht es auch kein Geld mehr. Und wo nichts ist, da hat der Kaiser sein Recht verloren. Wir hätten dann auch keinen Kaiser mehr. Franz wäre ein Pferd wie du und ich.

Ich erinnere mich an einen Spruch meines Dozenten für Wirtschaftswissenschaften: Wenn wir eine Lampe ausschalten, sparen wir 33 1/3 Prozent der Energie, bei der zweiten sind es 66 2/3. Und knipsen wir die dritte aus, stehen wir im Dunkeln da.

Quelle: ntv.de

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