Dossier

Leben und Arbeiten in Deutschland Deutsche arbeiten und pendeln mehr

Der Trend zu immer kürzeren Wochenarbeitszeiten ist gebrochen. Erstmals seit 14 Jahren stieg im Jahr 2004 die Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden in Deutschland wieder an.

Um zu ihrem Arbeitsplatz zu kommen, nehmen die Deutschen immer weitere Wege in Kauf und benutzen dabei meist das Auto. In Führungspositionen sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert. Diese Ergebnisse des Mikrozensus 2004 "Leben und Arbeiten in Deutschland" stellte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen, in Berlin vor.

Der Mikrozensus ist die größte Haushaltsbefragung in Europa. Bei der repräsentativen Erhebung werden seit 1957 jährlich ein Prozent der Bevölkerung - zuletzt 830.000 Personen in 390.000 Haushalten - zu ihrer sozialen und wirtschaftlichen Situation befragt.

Nach den im März 2004 erhobenen Daten erhöhte sich die Arbeitszeit westdeutscher Männer im Vergleich zum Jahr davor von 40 auf 40,3 Wochenstunden, die ihrer ostdeutschen Kollegen von 39,8 auf 40,1 Stunden. Bei den Frauen blieb die Arbeitszeit in Ost und West gleich. Sie lag aber wegen des hohen Anteils der Teilzeitarbeit deutlich niedriger, im Westen bei 29,8 und im Osten bei 35 Stunden. Trotz der aktuellen Entwicklung wurde in Deutschland 2004 aber weniger gearbeitet als 1991. Bei den männlichen Beschäftigten ging die Wochenarbeitszeit in diesem Zeitraum von 41,2 auf 40,2 Stunden zurück.

Die Entscheidungsträger in Unternehmen und Behörden in Deutschland sind weiterhin meist Männer. Die Gleichstellung von Frauen im Beruf sei mitnichten erreicht, sagte Hahlen. Im März 2004 waren zwar von allen abhängig Beschäftigten 47 Prozent Frauen, aber nur jede dritte Führungskraft war eine Frau. In den Topetagen sind sie noch seltener vertreten.

Von den 819.000 Personen dieser Gruppe lag der Anteil der Direktorinnen, Geschäftsführerinnen und anderer Spitzenkräfte nur bei 21 Prozent. In Ostdeutschland allerdings schneiden die Frauen deutlich günstiger ab. Dort waren im März 2004 gut 42 Prozent der Führungskräfte weiblich. Besonders selten arbeiten Frauen in Führungspositionen, wenn sie verheiratet und Mutter sind. Nur 10 Prozent von ihnen hatte eine Führungsposition inne.

Das Auto bleibt das mit Abstand wichtigste Verkehrsmittel, um von der Wohnung zum Arbeitsplatz zu kommen. Gut 67 Prozent fuhren mit dem Pkw. 1996 waren es knapp 65 Prozent. Der Anteil der "Fernpendler" (mindestens 50 Kilometer) stieg dabei um einen Punkt auf 5 Prozent. Nur 13 benutzten öffentliche Verkehrsmittel. 18 Prozent gingen zu Fuß oder fuhren mit dem Fahrrad. Insgesamt stuften sich 30,3 Millionen der 35,7 Millionen Erwerbstätigen als Berufspendler ein. "Den Erfordernissen des Arbeitsmarktes folgend sind die Arbeitnehmer deutlich mobiler geworden", sagte Hahlen.

Je höher das Einkommen und je weiter der Weg, desto häufiger wird das Auto genommen. Von den Pendlern mit einem Monatsnettoeinkommen von 2.900 Euro und mehr fuhren 78 Prozent mit dem Pkw. Mit steigendem Einkommen werden auch längere Wege in Kauf genommen.

Quelle: ntv.de

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