Dossier

Sieg bei der Murmel-WM Deutschland ist Weltmeister

Deutschland gegen England - im Fußball kochen bei dieser Paarung die Emotionen hoch. Bei den 74. Weltmeisterschaften im Murmeln ging es am Karfreitag ebenso erhitzt zu. Bei schönstem Sonnenschein schnippten in dem kleinen Ort Tinsley Green nahe London die besten Murmler der Welt ihre Glaskugeln gegeneinander. Am Ende fegte ein deutscher Verein alle Konkurrenten weg: Der 1. Murmelclub Erzgebirge aus dem sächsischen Neukirchen erkullerte sich mit seiner ersten und zweiten Mannschaft einen Doppelsieg.

"Wir haben gerade Geschichte geschrieben", freute sich Vereinsvorsitzender Chris Pampel (24) nach dem Titelgewinn. Die letzten britischen Teams waren zuvor im Halbfinale vor rund 300 Zuschauern ausgeschieden. "Oh, Fritz!", rief ein englischer Zuschauer wehklagend im Halbfinale, während der 24-jährige Fritz Ranck eine weitere glänzende, rote Britenkugel von der Spielplatte feuerte. Es blieb unklar, ob der Engländer Rancks Namen auf seinem Trikot gelesen hatte oder ob er die Niederlage betrauerte. Die Deutschen - von Engländern umgangssprachlich "Fritz" genannt - gewannen den Weltmeistertitel in den vergangenen sechs Jahren fünf Mal. Später berichtete der "Guardian" von einer "teutonischen Kampfansage auf die große britische Tradition des Murmelns".

Schöne Jungfrau

Immerhin rettete ein Zehnjähriger mit Sommersprossen beim diesjährigen Wettkampf die Ehre der Engländer. Zachary McCarthy-Fox, der Sohn der Organisatoren, sprang bei dem Team aus Sachsen für einen fehlenden sechsten Murmler ein. So schnippte zumindest ein Engländer im Finale. Sein Vater organisiert seit 30 Jahren die Murmel-Spiele, die traditionell vor dem "Greyhound"-Pub ausgerichtet werden. Insgesamt 24 Teams, darunter drei aus Deutschland, rollten in diesem Jahr auf dem Parkplatz vor dem Pub, unweit vom Flughafen Gatwick, ihre Kugeln. Die Ursprünge der WM reichen bis in 16. Jahrhundert zurück: Einer Legende nach war Tinsley Green schon damals Schauplatz eines Murmel-Wettstreits, in dem zwei Jünglinge um die Hand einer schönen Jungfrau stritten.

Heutzutage geht es stattdessen um einen silbernen Wanderpokal - und um Bier. Vielen Spielern sei das im Pub ausgeschenkte Bier genauso wichtig wie das kunstvolle Murmelspiel, erklärte Turnierorganisator Sam McCarthy-Fox. Ein englisches Team hat sich sogar den Namen "Nur wegen dem Bier hier" gegeben. "Wenn man Männer in einen Pub steckt und ihnen Bier und Murmeln zur Auswahl gibt -für was entscheiden sie sich wohl?", fragte WM-Sprecherin Julia McCarthy-Fox lakonisch.

Die deutschen Weltmeister machten da keine Ausnahme. "Ein englisches Murmelsprichwort sagt: "Es ist unfair nur des schnöden Sieges willen nüchtern an die Spielplatte zu treten"", grinste der Murmelclub-Chef Pampel. "Da halten wir uns dran."

Von Ursula Zipperer, dpa

Quelle: ntv.de

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