Auch am Valentinstag "Die Liebe pflegen "
10.02.2007, 09:29 UhrVor der Werbung von Blumen-, Parfüm- und Pralinenindustrie ist seit Wochen kein Entkommen mehr. Und wer seinen Partner liebt, will deshalb am Valentinstag zumindest mit einer Kleinigkeit aufwarten. Aufgeklärten Zeitgenossen ist natürlich bewusst, dass die roten Rosen am 14. Februar unter Umständen das Doppelte kosten und die Schokolade nicht wirklich besser schmeckt. Aber es müssen ja gar nicht immer Blumen sein. "Die Liebe pflegen", lautet stattdessen das Motto von Psychologen und Paarberatern.
"Es ist immer sinnvoll, etwas für die Beziehung zu tun - warum also nicht den Valentinstag dazu nutzen", sagt der Mediator Mathias Voelchert aus München. Das reiche zwar nicht für das ganze Jahr, und es könne auch nicht ausgleichen, dass möglicherweise Jubiläen vergessen wurden. Dennoch sei der 14. Februar ein guter Anlass, dem Partner zu zeigen, was er einem bedeutet, fügt der Autor mehrerer Ratgeber hinzu.
"Es ist für manche am Valentinstag leichter, weil es die anderen ja auch tun und es somit weniger peinlich ist", sagt Paarberater Jörg Wesner aus Hamburg. Und sein Kollege Tom Diesbrock, ebenfalls in der Hansestadt ansässig, fügt hinzu: "Der Valentinstag ist ein Ritual. Und Rituale zu pflegen, ist immer sinnvoll, weil wir ohnehin so wenige davon in unserem Leben haben."
Die so reichlich beworbenen Blumen - erst die Floristen verhalfen hier zu Lande in den fünfziger Jahren dem Valentinstag zu seiner Bedeutung - reichen dafür nicht. "Gerade die roten Rosen sind überritualisiert. Sie sind deshalb kaum noch ein Symbol für starke Gefühle, sondern eher für Einfallslosigkeit", sagt Diesbrock. Blumen müssen am 14. Februar deswegen aber keinesfalls zum Tabu werden. "Sie können ja der Anfang eines besonderen Tages sein", schlägt Voelchert vor.
Denn vor allem auf gemeinsame Zeit und gute Ideen kommt es nach Ansicht der Psychologen an. "An einem Tag wie dem Valentinstag sollte es darum gehen, Aufmerksamkeit zu verschenken - keine Aufmerksamkeiten", sagt Tom Diesbrock. Ein Kinobesuch allein sei ein wenig dürftig. "Paare reden durchschnittlich nur zehn Minuten am Tag miteinander", sagt Voelchert. Da sei der Valentinstag eher eine gute Gelegenheit, sich Zeit für intensive Gespräche zu nehmen.
Oder der Partner verschenkt ein Buch und dazu gleich den ruhigen Abend, an dem beide lesen - mehr oder weniger gemeinsam. Dabei darf die Initiative ruhig von nur einem ausgehen. "Denn wenn ich dem anderen eine Freude mache, mache ich mir damit in der Regel ja auch eine Freude", sagt Voelchert.
"So ein Tag darf und sollte sich ruhig vom Alltag unterscheiden", sagt Tom Diesbrock. So könne man den Partner überraschend für ein kurzes, aber schickes Mittagessen von der Arbeit abholen, mit ihm in eine Ausstellung gehen oder abends in ein Restaurant, in dem man noch nie zusammen war. Dabei sollte dann aber nicht vergessen werden, die Kinder für den Abend "wegzuorganisieren" oder einen Babysitter zu engagieren.
"Man kann sich vorher auch durchaus gemeinsam überlegen, was man an diesem Tag tun möchte, um sich gegenseitig Aufmerksamkeit zu schenken", rät Tom Diesbrock. Schließlich gehe es um das "Füreinander", das im Alltag eben oft zu kurz kommt. Und das gelte auch für so manche Körperlichkeit.
"Berührungen des Partners werden nicht nur subjektiv als wohltuend empfunden. Sie wirken sich durch die Hormonausschüttung tatsächlich positiv aus", sagt die Gesundheitspsychologin Julia Scharnhorst aus Wedel bei Hamburg. Deswegen seien gerade an Tagen wie dem 14. Februar Berührungen sehr wichtig. "Sie stärken die Beziehung und erneuern die Bindung." Auch die Wellnessbranche bietet für solche Körpergefühle eine ganze Reihe von Dingen an.
"Ein gemeinsamer Besuch in einer Therme oder einem Spa tut sicher gut", empfiehlt die Gesundheitspsychologin. Aber auch eine unprofessionelle, dafür aber liebevolle Wohlfühlmassage reiche in vielen Fällen schon. "Oder man kann gemeinsam Essen gehen, vielleicht mit einem kleinen Rückblick auf schöne gemeinsame Erlebnisse, und den Abend dann kuschelig auf der Couch ausklingen lassen", schlägt Scharnhorst vor.
Valentinstag nicht mit Erwartungen überfrachten
Der Valentinstag birgt allerdings auch Gefahren: "Auch an diesem Tag gilt die Grundregel, dass man als Partner kein Recht auf Geschenke oder Aufmerksamkeiten hat", sagt der Paarberater Jörg Wesner aus Hamburg. Um Enttäuschungen vorzubeugen, sollte ein Paar daher vorher genau klären, welche Bedeutung der Tag für beide hat. "Ich rate eher dazu, den Valentinstag nicht überzubewerten." Dennoch ist die Gelegenheit für Liebesbekundungen an einem solchen Tag besonders gut. Eines großen Aufwands bedarf es ohnehin nicht: "Das Ganze braucht keine Riesenveranstaltung mit großem Aufwand zu sein", sagt Mediator Mathias Voelchert aus München. Viel wichtiger sei, etwas Unerwartetes zu tun und damit den anderen zu überraschen.
Quelle: ntv.de, Britta Schmeis, dpa