Scheidung von England? Die aufmüpfigen Schotten
14.01.2007, 16:30 UhrNoch lieber als einen Oscar, bekennt Filmstar Sean Connery, wäre ihm die Unabhängigkeit Schottlands. Seinen fußballbegeisterten Landsleute feuern jeden an, der gegen England spielt. Und im ganzen Land ist der Schwur populär: "Niemals unter englischer Herrschaft". Die Sezessionisten sind zurzeit so stark im Aufwind, dass Gordon Browne, britischer Schatzkanzler und möglicher Nachfolger Tony Blairs als Premierminister vor einer "Balkanisierung Großbritanniens" warnte.
Vor 300 Jahren vereinigten sich Schottland und England zum Königreich Großbritannien. Im Jahr 1707 akzeptierte das schottische Parlament die Unionsvereinbarung, den "Act of Union" und damit seine eigene Auflösung. Für Alex Salmond, Vorsitzender der Schottischen Nationalpartei (SNP), ist das der Anlass, um das Wahlprogramm seiner Partei noch einmal zu bekräftigen: "Nach unserem Sieg werden alle Schotten ihr Recht wahrnehmen können, in einem Referendum für die Freiheit zu stimmen." Bei den schottischen Regionalwahlen am 3. Mai hat die SNP gute Siegchancen. Die regierende Labour-Partei dagegen dürfte herbe Verluste einfahren.
Die SNP kämpft seit Jahrzehnten für einen unabhängigen schottischen Staat. Sie will außerdem in Schottland den Euro einführen und lehnt die Entsendung schottischer Soldaten in den Irak ab.
Im Jahr 1999 wurde das schottische Parlament in Edingburgh wieder eröffnet, nachdem es rund 290 Jahre lang keine eigene schottische Legislative gegeben hatte. Das Parlament kann Gesetze in bestimmten Bereichen erlassen und Steuersätze festlegen. Über andere Bereiche wie die Außen- und Sicherheitspolitik wird aber weiterhin im britischen Parlament in London entschieden. Derzeit stellt die Labour-Partei mit 50 Sitzen die Mehrheit, die SNP ist mit 26 Sitzen stärkste Oppositionspartei. Regiert wird Schottland von einem "Ersten Minister", der etwa einem deutschen Ministerpräsidenten entspricht. Das Amt wird derzeit vom Labour-Abgeordneten Jack McConnel bekleidet.
Quelle: ntv.de