Dossier

Afghanistan wählt Die wichtigsten Fragen und Antworten

Das Sicherheitsaufgebot war noch nie so hoch wie jetzt.

Das Sicherheitsaufgebot war noch nie so hoch wie jetzt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Warum ist die Wahl wichtig? Wer kandidiert? Was sind die größten Probleme? Am 20. August wählt Afghanistan einen neuen Präsidenten. Antworten auf Fragen zur Abstimmung.

Warum ist die Wahl wichtig?

Die Präsidentschaftswahl ist erst die zweite seit dem Sturz der Taliban Ende 2001. An ihrem Verlauf wird gemessen werden, wie erfolgreich der Demokratisierungsprozess in Afghanistan gewesen ist, den die Staatengemeinschaft in einem Kraftakt vor knapp acht Jahren angeschoben hat.

Welche Aussichten haben die verschiedenen Kandidaten?

Als Favorit geht Amtsinhaber Hamid Karsai ins Rennen. Ex-Außenminister Abdullah Abdullah von der oppositionellen Nordallianz und der frühere Finanzminister Ashraf Ghani gelten als ernstzunehmende Konkurrenten. Ex-Planungsminister Ramasan Baschardost hat einer Umfrage zufolge zugelegt. Den restlichen 32 Kandidaten werden nur Außenseiterchancen eingeräumt.

Kandidieren auch Frauen?

Zwei Frauen treten an. Ihr Wahlsieg ist extrem unwahrscheinlich.

Wie viele Wahlberechtigte gibt es?

17 Millionen der rund 28 Millionen Afghanen sind nach Angaben der Wahlkommission als Wähler registriert. 12,5 Millionen haben noch von der Präsidentschaftswahl 2004 einen Wahlausweis. 4,5 Millionen ließen sich in den vergangenen Monaten registrieren. Die Registrierung ist freiwillig. Sie verlief friedlicher, als erwartet worden war.

Welche Schwierigkeiten gibt es?

Afghanistan leidet seit fast 30 Jahren unter gewalttätigen Konflikten. Die Kämpfe haben größere Teile der Infrastruktur zerstört. Zahlreiche Afghanen sind Analphabeten. Viele Dörfer liegen in entlegenen Berggegenden, manche Wahllokale müssen etwa mit Hilfe von Eseln mit Materialien beliefert werden. Die größte Herausforderunge ist aber die schlechte Sicherheitslage.

Wie frei und fair werden die Wahlen?

Die schlechte Sicherheitslage könnte zu Manipulationsversuchen führen, weil ausländische Wahlbeobachter in gefährlichen Gegenden nicht eingesetzt werden. Auch die afghanischen Wahlbeobachter rechnen damit, dass sie nur in 65 Prozent des Landes prüfen können.

Welche Rolle spielen die Taliban?

Die radikal-islamischen Taliban haben zum Wahlboykott aufgerufen und Straßenblockaden angekündigt. Zwar rechnet niemand damit, dass die Aufständischen die Wahl verhindern können. Sie können sie aber durch Anschläge und Angriffe stören. Wenn Afghanen der Wahl aus Angst fernbleiben, wird das Ergebnis verfälscht.

Was wollen die Taliban?

Die Taliban und andere radikal-islamische Gruppen kämpfen für einen Abzug der ausländischen Soldaten und den Sturz der Regierung Karsai. Die Taliban wollen ihr Islamisches Emirat Afghanistan wieder schaffen, das sie bis 2001 regierten. Sehr unterschiedliche Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen zehntausend und mehrere zehntausend Kämpfer auf der Seite der Aufständischen stehen.

Wie wird die Wahl gesichert?

100.000 ausländische Soldaten und 200.000 afghanische Sicherheitskräfte sollen Gewalt verhindern. Die Zahl der internationalen Truppen im Land ist so hoch wie nie.

Wer stellt die ausländischen Truppen?

Beinahe zwei Drittel der Soldaten sind Amerikaner. Die Briten stellen das zweitgrößte Kontingent. Die Bundeswehr kann laut Mandat bis zu 4500 Soldaten am Hindukusch einsetzen.

Wieso werden 100.000 ausländische Soldaten eigentlich nicht mit den Taliban fertig?

Die Taliban operieren wie eine Guerilla-Armee. Sie müssen - anders als die Streitkräfte - keine Infrastruktur unterhalten. Ein großer Teil der Soldaten ist nicht mit Kämpfen, sondern mit Aufgaben etwa in der Verwaltung oder der Instandsetzung beschäftigt. Die Kämpfer der Taliban sind mobil und können in der Bevölkerung untertauchen.

Ist ganz Afghanistan unsicher?

Die verschiedenen Provinzen sind unterschiedlich gefährlich. Die Taliban haben ihren Einfluss auf früher ruhige Gegenden ausgedehnt. Bestes Beispiel ist der Bundeswehr-Standort Kundus, der lange Zeit eine der ruhigsten Regionen Afghanistans war. Inzwischen greifen die Aufständischen die deutschen Soldaten dort regelmäßig an. Die unsichersten Provinzen liegen aber im Süden und Osten des Landes.

Wird nur ein neuer Präsident gewählt?

Nein, auch die Provinzräte der 34 afghanischen Provinzen stehen zur Abstimmung an.

Quelle: ntv.de, dpa

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