Guter Orden, böse Erinnerung Eisernes Kreuz vorbelastet
06.03.2008, 15:52 UhrDer Bielefelder Historiker Hans-Ulrich Wehler hat die geplante Einführung eines Tapferkeitsordens für Bundeswehrsoldaten begrüßt. Die Bundeswehr könne damit ein Stück zur Normalität zurückkehren. Allerdings sollte nach Auffassung des Historikers ein neuer Orden geschaffen werden. Denn "das Eiserne Kreuz in all seinen Stufen ist vorbelastet." Der Kriegsorden wurde schließlich auch in der Zeit der Nationalsozialisten an Wehrmachtssoldaten verliehen.
Die Bundesrepublik sollte den Mut haben, einen neuen Orden zu schaffen, findet Wehler. Er schlug vor, ein "Bundesverdienstkreuz für militärische Leistungen" einzuführen. "Da kann man einen guten Designer beauftragen." Dies wäre aus seiner Sicht auch ein Ausdruck "politischer Klasse". Das Eiserne Kreuz wie es etwa im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten in mehreren Abstufungen mit und ohne Eichenlaub verliehen wurde, hält er für zu stark belastet. Und dies, obwohl seit Gründung der Bundeswehr auch Flugzeuge, Schiffe und Panzer der Bundeswehr das Symbol tragen. Es stammt aus dem Jahr 1813 und wurde damals erstmals an preußische Soldaten in den Napoleonischen Befreiungskriegen verliehen. "Die Frage ist: Stelle ich mich zu 100 Prozent in die Tradition?", merkt der Historiker kritisch an.
Die Bundesrepublik sei nach der Wiedervereinigung als "Normalstaat" in das internationale Staatenbündnis zurückgekehrt. Die Konsequenz daraus seien Auslandseinsätze der Bundeswehr. Diese hätten zwangsläufig militärische Situationen zur Folge, "für die man tapfere Soldaten wird auszeichnen wollen". Wehler nannte als Beispiele mutige Entscheidungen von Truppenkommandeuren zur Rettung ihrer Soldaten in Krisengebieten. Wenn ein kluger Kommandeur eine solche Entscheidung treffe, dann habe er einen Orden verdient. Eine gesellschaftliche Anerkennung kriegerischer Handlungen sieht er darin nicht.
Mit Hans-Ulrich Wehler sprach Michael Donhauser, dpa
Quelle: ntv.de