Mit oder ohne Lösegeld Entführungen von Deutschen
30.07.2007, 15:06 UhrSeit dem RAF-Terrorjahr 1977 schweigt sich die Bundesregierung über mögliche Lösegeldzahlungen für im Ausland entführte Deutsche aus. Andernfalls könnten Nachfolgetäter ermuntert werden und der Eindruck entstehen, dass mit deutschen Geiseln Geld zu verdienen sei - so die Argumentation. Bis Anfang der 70er Jahre wurden Zahlungen geleistet und auch bestätigt.
Juli 2007: Nach 155 Tagen endet im Irak die Geiselhaft der mit einem Iraker verheirateten Deutschen Hannelore Krause. Ihr Sohn bleibt weiterhin verschleppt. Hintergründe der Entführung und der Freilassung bleiben unklar. Auch zur Frage, ob und in welcher Höhe Lösegeld gezahlt wurde, macht das Auswärtige Amt (AA) keine Angaben.
Juli 2007: In Afghanistan nimmt die dubiose Entführung des Bundesbürgers Norbert W. durch Kriminelle ein Ende. Nach offiziellen afghanischen Angaben sollen die Entführer 40.000 US-Dollar Lösegeld gefordert haben. Ob bei der Freilassung Geld geflossen ist, bleibt unklar. Die Bundesregierung schweigt sich aus.
Mai 2006: Die Freilassung der beiden deutschen Ingenieure Ren Bräunlich und Thomas Nitzschke aus irakischer Geiselhaft kostete die Bundesregierung nach Informationen der britischen Tageszeitung "Times" 7,3 Millionen Euro. Vom AA heißt es nur: "Die Bundesregierung ist nicht erpressbar. Die Bundesregierung zahlt kein Lösegeld."
Dezember 2005: Nach Medienberichten wurde die Archäologin Susanne Osthoff für mehrere Millionen Euro aus irakischer Geiselhaft freigekauft. In ihrer Kleidung wurde angeblich ein Bündel Scheine gefunden, die aus dem mutmaßlichen Lösegeld stammten. Laut Osthoff war es Geld, das man ihr abgenommen hatte. Die Regierung bleibt bei "absoluter Geheimhaltung".
August 2003: Für die Freilassung von deutschen Sahara-Touristen sollen malische Unterhändler der Terrorgruppe GSPC 4,6 Millionen Euro übergeben haben. Das Geld wurde angeblich von Deutschland und Libyen bereitgestellt. Im Gegenzug soll Mali mit Entwicklungshilfe bedacht worden sein. Die Bundesregierung lehnt eine Bestätigung ab.
September 2000: Nach der Freilassung der Göttinger Lehrerfamilie Wallert auf den Philippinen wird bekannt, dass Libyen den Abu-Sayyaf-Separatisten pro Kopf eine Million US-Dollar als "Entwicklungshilfe" gezahlt hat. Kein Kommentar der Bundesregierung.
Juni 1992: Die israelische Presse behauptet, die Bundesregierung habe für die Freilassung der Libanon-Geiseln Heinrich Strübig und Thomas Kemptner 23 Millionen Mark (11,8 Millionen Euro) zugesagt. Das Geld solle über eine schiitische Wohltätigkeitsorganisation gezahlt werden. Bonn dementiert damals.
September 1988: Nach Ende der Geiselhaft des Hoechst-Managers Rudolf Cordes im Libanon wird behauptet, der Mann sei für 40 Millionen Mark freigekauft worden. Die Bundesregierung bestreitet Zahlungen. Ebenfalls dementiert wurde, dass für die Freiheit des Siemens-Technikers Alfred Schmidt bis zu 16 Millionen Mark gezahlt wurden.
Februar 1972: Die Bundesregierung zahlt für die Freilassung von 188 Flugzeuggeiseln fünf Millionen US-Dollar. Der Lufthansa-Jumbo "Baden-Württemberg" war am Vortag von einem Kommando der palästinensischen "Volksfront" gekapert worden.
Quelle: ntv.de