Obamas Öko-Initiative Entsetzen bei Autobauern
26.01.2009, 21:34 UhrUnd jetzt auch das noch: Die US-Autoindustrie fährt bereits seit Jahren rekordhohe Milliardenverluste ein, zuletzt verschärft durch eine dramatische Absatzkrise. Und nun will der neue US-Präsident Barack Obama den auf den Abgrund zurasenden Herstellern auch noch verschärfte Abgasnormen aufbürden. Das sei der "Todesstoß", schreien Branchenlobbyisten in Washington auf. Das sei die einzige Chance für die Autoindustrie und die Natur, halten Umweltschützer und auch viele US-Politiker entgegen.
Für Obama dürfte der Vorstoß nach Einschätzung von Beobachtern vor allem Teil eines "Deals" mit der US-Branche sein. Die Opel-Mutter General Motors (GM) und Wettbewerber Chrysler hängen derzeit am Tropf der US-Regierung. Ohne deren milliardenschwere Kredite wären sie nach eigenen Angaben bereits pleite. Mitte Februar müssen sie einen Plan für ihr Überleben vorlegen, bis Ende März entscheidet Obama über neue Kredite. Und mit seiner Öko-Initiative stellte er nun wesentliche Bedingungen für weiteres Geld klar.
Die einstigen "Big Three" (Großen Drei) - GM, Ford und Chrysler - können bis heute vor allem eins: Große Autos bauen - mit viel Durst. Den Trend zu kleineren, sparsamen Wagen haben sie verschlafen. Die Entwicklung neuer Autos braucht viele Jahre. Und nun läuft ihnen die Zeit davon, nach Obamas Plänen wird sie noch knapper als gedacht.
Jahrelang zogen die US-Hersteller in Washington und vor Gericht gegen striktere Auflagen etwa von Kaliforniens "Gouvernator" Arnold Schwarzenegger ins Feld. Mit Obamas Vorgänger George W. Bush verloren sie ihren mächtigsten Fürsprecher.
Auf der gerade beendeten Automesse in Detroit überschlugen sich die US-Hersteller zwar mit Ankündigungen "grüner" Autos. GM will Ende 2010 das Elektro-Fahrzeug Chevrolet Volt auf den Markt bringen, auch Chrysler und Ford stellten solche Zukunftswagen und viele neue Hybrid-Autos mit Verbrennungs- und Elektromotor vor.
Die Realität in den Werken der US-Hersteller sieht anders aus. Sehr sparsame Autos und Wagen mit neuen Antrieben machen nur einen winzigen Bruchteil der Produktion und des Verkaufs aus. Daran wird sich so schnell nichts ändern. Elektroautos etwa hätten noch einen sehr langen Weg vor sich, betont General-Motors-Vizechef Bob Lutz immer wieder.
Um früher kleine und weniger benzinfressende Wagen anbieten zu können, will etwa Ford Modelle aus Europa (Ka, Fiesta, Focus) in die USA bringen - doch selbst das geht nicht so schnell. Chrysler warf sich gerade erst in die Arme des Fiat-Konzerns. Die Italiener sollen ihnen die dringend benötigten Kleinwagen verschaffen. Prompt forderte der deutsche Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz: GM müsse Opel mit seinen passenden Modellen endlich auf den US-Markt fahren lassen.
Bislang setzten die US-Autobauer ihre Hoffnung zumindest offiziell auch auf den erwarteten "Auto-Zar" der neuen Regierung. In dem geplanten Chef-Branchenexperten sahen sie bisher auch einen Ansprechpartner für ihre Sorgen und Interessen. Obamas Vorstoß könnte ihren Erwartungen einen gehörigen Dämpfer versetzt haben. Die Branche bereitete sich parallel zu Obamas Ankündigung laut US- Medien schon auf das Schlimmste vor: Große Auto-Zulieferer ließen bereits ihre Überlebenschancen prüfen und mögliche Insolvenzverfahren ausloten.
Quelle: ntv.de