Dossier

Seehofers Neujahrsempfang Fast ein Familienfest

Mit Witz und einem Hauch von Weltpolitik hat Horst Seehofer seine Premiere beim traditionellen Neujahrsempfang des bayerischen Ministerpräsidenten gemeistert. Zusammen mit seiner Frau Karin schüttelte er die Hände von rund 1500 Gästen. Als hätte die CSU keine Umstürze und ein historisches Wahldebakel erlebt, demonstrierten die führenden Christsozialen - vom gestürzten Ex-Regierungschef Edmund Stoiber über seinen Nachfolger Günther Beckstein bis zu Ex-CSU-Chef Erwin Huber - Harmonie.

Immerhin ist Seehofer der dritte Ministerpräsident Bayerns in drei Jahren. Beckstein, der im Vorjahr mit seiner Frau Marga das große Defilee abgenommen hatte, ließ sich nun gut gelaunt mit Honig- und Waldköniginnen ablichten. Wehmut kam bei ihm nicht auf. "Alles im Leben hat zwei Seiten", sinnierte er. Stoiber und seine Frau Karin saßen nach dem offiziellen Teil einträchtig mit Seehofer und "Karin II." zusammen und posierten gut gelaunt fürs gemeinsame Foto. Die erwachsenen Kinder der Seehofers begrüßten freundlich Stoibers Sohn Dominik mit dessen Frau.

Ungeliebte Stehempfänge

Seehofer liebt zwar kämpferische Auftritte auf dem politischen Parkett, Stehempfänge allerdings mache er weniger gern, ließ er zuvor wissen. Deshalb hätte er das Defilee am liebsten abgeblasen. "Mir sind noch nie in so kurzer Zeit so viele Hände geschüttelt worden", sagte er nach der zweieinhalbstündigen Prozedur. Und nie in seiner politischen Karriere sei ihm "in so kurzer Zeit so viel Glück gewünscht" worden. Insofern müsse es ein "wunderbares Jahr" werden, sagte der CSU-Chef, der seine Partei bei der Europa- und Bundestagswahl zu alter Stärke führen soll.

Dass Seehofer im Jahr 2009 Gastgeber des Neujahrsempfangs sein würde, hätte vor zwei Jahren niemand gedacht. Als die Christsozialen im Januar 2007 um das Erbe Stoibers kämpften, wurde der damalige Bundesagrarminister noch beiseite geschoben. Befeuert wurde die Stimmung gegen Seehofer damals durch eine Affäre, aus der ein uneheliches Kind hervorging. Dass seine Frau Karin in der Residenz strahlend an seiner Seite stehen würde, ist so selbstverständlich also nicht. Doch Karin Seehofer hielt auch im privaten Tief zu ihrem Mann.

"Stargast" Barroso

Internationales Flair brachte EU-Kommissionspräsident Jos Manuel Barroso als "Stargast" auf den Neujahrsempfang. Er begrüßte die Gäste launig auf Deutsch und wünschte "A guads Neues". Zugleich mahnte Barroso die mitunter dickköpfigen Bayern auch, in Zeiten der globalen Finanzkrise gute Europäer zu sein. Seehofer legte ein treues Bekenntnis zu Europa ab. "Das Ja zur EU hat Bayern nie in Zweifel gestellt", sagte Seehofer. Die Europäische Union sei "die beste politische Lösung der Nachkriegsgeschichte".

Von all den Turbulenzen der vergangenen Zeit war dem Ehepaar Seehofer nichts anzumerken. Entspannt plauderten sie mit den Gästen, unter ihnen Joachim "Blacky" Fuchsberger, die Milliardärin Maria-Elisabeth Schaeffler mit ihrem Vorstandschef Jürgen Geißinger, BayernLB-Chef Michael Kemmer, Erzbischof Reinhard Marx, aber auch Wald- und Spargelköniginnen und die Extremkletterer Alexander und Thomas Huber. "Das ist Bayern", sagte Seehofer nicht ohne Stolz. Dass nur ein Mitglied seines Kabinetts ihm beim Defilee die Hand schüttelte - Finanzminister Georg Fahrenschon - verzieh Seehofer nicht. "Die Staatsregierung schwächelt", konstatierte er.

Quelle: ntv.de, Dorothea Hülsmeier, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen