Reformer mit Fortune Francois Fillon
17.05.2007, 11:32 UhrMit Francois Fillon macht der neue französische Staatschef Nicolas Sarkozy einen seiner engsten Vertrauten zum Ministerpräsidenten. Der 53-Jährige mit dem strengen Seitenscheitel hat nicht nur den Wahlkampf für den Konservativen erfolgreich gemanagt, sondern auch Fortune als Minister bewiesen.
Mit seinem Namen verbindet sich die Rentenreform von 2003, die Fillon im Kabinett von Jean-Pierre Raffarin als Arbeits- und Sozialminister gegen Widerstände in der Bevölkerung durchsetzte. Dabei bewies der gelernte Jurist aus dem nordwestfranzösischen Le Mans Fingerspitzengefühl. Es gelang dem Vertreter des linken Flügels der konservativen Regierungspartei UMP, sich erfolgreich als Sozialpolitiker in Szene zu setzen.
Mit der Reform wurden Beitragsjahre für die Rente angehoben und Privilegien im einflussreichen öffentlichen Dienst gekappt. Damit ragt Fillons Rentenreform aus vielen anderen sozialpolitischen Vorhaben der konservativen Regierungsära heraus: Vieles blieb unter dem zögerlichen Präsidenten Jacques Chirac in den vergangenen zwölf Jahren Stückwerk oder wurde nach Streiks und Straßenprotesten gekippt. Umso mehr musste es den ehrgeizigen Politiker schmerzen, dass er nach seiner Zeit als Bildungsminister nunmehr seit fast zwei Jahren nicht mehr am Kabinettstisch vertreten war.
Als Reformer präsentiert
Dass Sarkozy nun seinen getreuen Knappen Fillon mit dem wichtigsten Regierungsposten betraut, dürfte Signalfunktion haben: Sarkozy will mit den Reformen ernst machen, die er im Wahlkampf immer wieder angekündigt hat, um in Frankreich verkrustete Strukturen aufzubrechen und den Staatsapparat abzuspecken. Damit soll es letztlich auch gelingen, die lahmende Konjunktur anzukurbeln.
Schon vor seiner Ernennung präsentierte sich Fillon auf einer Parteiversammlung der UMP Anfang der Woche mit Verve als zupackender Reformer: "Die Franzosen haben für Reformen gestimmt und wir werden Reformen machen", kündigte Fillon kämpferisch an, als ob er bereits vom Pariser Hotel Matignon aus die Regierungsgeschäfte führen würde.
Wenige Tage vorher hatte der Sarkozy-Vertraute auch beim Treffen des künftigen Präsidenten mit dem britischen Premier Tony Blair in Paris teilgenommen. Beobachter nahmen dies bereits als Fingerzeig, dass der Wahlkampfdirektor Sarkozys dem britischen Regierungschef als künftiger Ministerpräsident Frankreichs vorgestellt wurde.
Crispian Balmer, Reuters
Quelle: ntv.de