Furcht vor Unruhen Ghana wählt neue Spitze
01.12.2008, 10:10 UhrDer Präsidentenpalast in der ghanaischen Hauptstadt Accra ist frisch renoviert. Doch wer der neue Hausherr nach den Präsidenten- und Parlamentswahlen am 7. Dezember sein wird, ist noch ungewiss. Die Umfrageergebnisse der vergangenen Wochen lassen ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden großen Parteien und möglicherweise eine Stichwahl erwarten. Amtsinhaber John Kufuor kann sich nach zwei Amtszeiten nicht wieder zur Wahl stellen. Nach den blutigen Ausschreitungen in Folge der Präsidentenwahlen in Kenia im vergangenen Dezember wächst auch im westafrikanischen Ghana die Furcht vor Manipulation und politischer Gewalt.
Es gebe ein "weit verbreitetes Potenzial für politische Gewalt", heißt es in einer Untersuchung des Kofi Annan Zentrums für Friedenshüter in Accra. Kwesi Aning, der Leiter des Zentrums, appellierte an Politiker und Parteien, im Wahlkampf nicht die "ethnische oder religiöse Karte auszuspielen". Dies sei eine der Hauptursachen für politische Gewalt, sagte er mit Blick auf die Ereignisse in Kenia.
Polizei bereitet sich auf Wahlstörer vor
Die Polizei kündigte bereits an, sie wolle scharf gegen alle Versuche vorgehen, das Wahlergebnis zu beeinflussen. Die Zeiten, in denen Schlägertypen die örtlichen Wahlkommissionen einschüchtern oder gar mit den Urnen verschwinden konnten, sollen der Vergangenheit angehören. Polizei und Militär übten in den vergangenen zwei Wochen das Vorgehen gegen Wahlstörer.
Während des Wahlkampfs war es bereits zu politischer Gewalt gekommen. Ende Oktober meldete das Zentrum für Demokratische Entwicklung (CDD) 42 Zwischenfälle. Im November ging die Zahl politisch motivierter Gewalttaten allerdings um die Hälfte zurück - offenbar auch eine Folge der Warnungen, nicht "kenianische Verhältnisse" zuzulassen. Ex-Präsident John Rawlings warf Ende vergangener Woche den Medien Manipulation durch die Verwendung "unwissenschaftlicher" Umfragen vor.
Kopf-an-Kopf-Rennen der Kandidaten
Die regierende Neue Patriotische Partei (NPP) schickt Nana Akufo-Addo ins Rennen, dessen Vater zu den Führern der Unabhängigkeitsbewegung in der britischen Ex-Kolonie Goldküste gehörte. Sein Wahlslogan lautet "Believe in Ghana" (Vertrau auf Ghana), er führte einen pompösen Wahlkampf im amerikanischen Stil. Akufo-Addo ist der Gründer des ghanaischen Menschenrechtskomitees.
Sein Gegenkandidat des Nationaldemokratischen Kongresses (NDC) ist John Atta Mills. Der in London promovierte Wirtschaftsexperte war Ende der 90er Jahre bereits vier Jahre Vizepräsident. Sollte er siegen, wäre es der zweite Machtwechsel seit der Einführung eines Mehrparteiensystems in Ghana 1992.
Als Zünglein an der Waage könnte sich die Konventions-Volkspartei (CPP) des ersten Präsidenten nach der Unabhängigkeit, Kwame Nkrumah, erweisen. Ihr Spitzenkandidat Paa Kwesi Nduom, der in den vergangenen Jahren mehrere Ministerposten innehatte, versuchte sich im Wahlkampf in die Linie von Nkrumah zu stellen und vom politischen Ruhm des Staatsgründers zu profitieren.
Eva Krafczyk, dpa
Quelle: ntv.de