Neuling ohne Nerven Hamilton auf Rekordjagd
13.05.2007, 18:59 UhrVon Null auf Eins im Rekordtempo: Senkrechtstarter Lewis Hamilton hat als jüngster Pilot in der Formel-1-Geschichte die Führung in der WM-Wertung übernommen. Gerade einmal 22 Jahre und 126 Tage alt war der McLaren-Mercedes-Pilot, als ihm dieser Coup bei seinem erst vierten Grand Prix glückte.
"Es ist fantastisch. Ich komme als Erster in der Gesamtwertung aus diesem Rennen. Unglaublich. Ich lebe meinen Traum", sagte der Engländer.
Rütteln an Alonsos Thron
Kurz zuvor hatte der erste farbige Formel-1-Fahrer mit seinem zweiten Platz beim Großen Preis von Spanien das Zepter in der "Königsklasse" ausgerechnet seinem Teamkollegen und Titelverteidiger Fernando Alonso abgenommen. "Er ist ein Rivale um die WM wie Kimi oder Felipe. Lewis war schon nach zwei Rennen ein Anwärter", versicherte der Spanier.
Doch nun ist Hamilton mit 30 Punkten alleiniger Spitzenreiter vor Alonso (28) und Spanien-Sieger Felipe Massa (27). Kimi Räikkönen (22) fiel im zweiten Ferrari durch seinen Ausfall in Barcelona auf Rang vier zurück.
Sensationell ist auch, dass der Jungspund nur vier WM-Läufe benötigte, um sich den Platz an der Sonne zu sichern. Die Verfolger können dagegen auf die Erfahrung von zusammen 271 Rennen bauen. "Wenn mir einer vor vier Rennen gesagt hätte, dass er nun führen würde, hätte ich das als ein bisschen hoch gegriffen bezeichnet", meinte deshalb selbst Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.
Abgezockt und fehlerfrei
Hamilton, der im Norden Londons lebt und als kleiner Bub McLaren-Boss Ron Dennis um ein Autogramm und auch gleich um ein Cockpit gebeten hatte, fährt bereits wie ein alter Hase. Gleich beim Auftaktrennen in Melbourne hatte er Alonso mit einem spektakulären Überholmanöver düpiert. Fehler? Bislang Fehlanzeige.
Inklusive seines dritten Platzes bei seiner Grand-Prix-Premiere stand der GP-2-Sieger des vergangenen Jahres in allen vier Rennen auf dem Podest. Auch dies gelang bis dato noch keinem Formel-1-Neuling. Längst wird er schon als "Tiger Woods der Formel 1" bezeichnet, auch wenn er davon nichts wissen will.
Lob von Schumi und Ecclestone
Emotional berührt war auch Vater Anthony. Verstohlen wischte er sich bei der Siegerehrung ein paar Tränen aus den Augen. Lewis' behinderter Bruder Nicolas strahlte über das ganze Gesicht und nahm Glückwünsche entgegen. "Meine Familie hat so viele Jahre hart gearbeitet", unterstrich Lewis Hamilton die Bedeutung seiner Angehörigen auf der Pressekonferenz nach dem Rennen.
So hatte sein Vater früher mehrere Arbeitsstellen gleichzeitig, um das kostspielige Hobby seines Sohnes zu finanzieren. Und nun zahlt Lewis es mit Erfolgen en masse zurück. "Ich genieße die Situation", sagte Hamilton.
Freuen durfte sich der Jungstar auch über das Lob von Rekord-Weltmeister Michael Schumacher. "Er macht einen sehr guten Job. Er ist gut vorbereitet und er ist schnell", sagte der Renn-Ruheständler. Für Formel-1-Chef Bernie Ecclestone ist Hamilton bereits eine fahrerische Kopie des Deutschen: "Wenn man ihm Michaels Helm aufziehen würde, würdest du denken, es ist Michael."
Quelle: ntv.de