Erste Wahl für höchste Ämter Horst Seehofer
15.01.2007, 17:05 UhrHorst Seehofer lebt sein Motto: "In der Ruhe liegt die Kraft." Der 57 Jahre alte Hüne aus Ingolstadt sieht sich gern als Fels in der Brandung - besonders wenn es brenzlig wird. Als die Vogelgrippe im vergangenen Jahr Deutschland erreichte oder Gammelfleisch das Verbrauchervertrauen erschütterte, ging der Bundesagrarminister als Krisenmanager in die Spur.
Nun hat ihm CSU-Chef Edmund Stoiber in der Führungskrise der Partei höchstpersönlich bescheinigt, Seehofer sei erste Wahl für höchste Ämter. Damit ist er heißester Anwärter auf die Nachfolge. "Das schließe ich in diesem Jahrzehnt aus", hatte Seehofer im vergangenen Jahr in einem Interview auf die Frage gesagt, ob er ausschließe, dass der nächste CSU-Vorsitzende Horst Seehofer heiße.
Noch ein Jahr vor der Bundestagswahl 2005 schien Seehofer ganz unten angekommen. "Ich war politisch tot", sagte er selbst. Nach monatelangem Streit zwischen CDU und CSU um die Gesundheits-Kopfpauschale hatte er das Handtuch geworfen und sich vom Posten als Unions-Fraktionsvizes zurückgezogen. Doch der Stehaufmann war nach der Wahl wieder da und übernahm das Agrarressort. Allerdings weniger auf Wunsch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), sondern weil Stoiber ihn nach Berlin schickte. "Horst Seehofer steht in absoluter Loyalität zu Stoiber", heißt es aus seiner Umgebung.
Der Ministerposten gilt als ein Grund, warum Seehofer sich in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder hinter Stoiber stellte und versicherte: "Ich werde niemals gegen Edmund Stoiber als Parteivorsitzender oder in anderen Funktionen kandidieren." Seehofer ließ wohlweißlich offen, ob er eines der beiden Spitzenämter übernehmen würde, wenn Stoiber nicht mehr zur Wahl stünde.
Seehofer ist bundesweit bekannt und gilt als soziales Gewissen zumindest der CSU. Nach dem schlechten Abschneiden der Union bei der Bundestagswahl 2005 sah sich der "Herz-Jesu-Sozialist" noch mehr dazu aufgerufen, das Soziale zu betonen. Bei der Wahl hatte er mit knapp 66 Prozent das zweitbeste Erststimmenergebnis bundesweit eingefahren.
Seehofer hat ein gutes Verhältnis zu seinem Wahlkreis, zu den "kleinen Leuten": Er kann zuhören und Wähler begeistern. Als ihn die dortigen Bauern vor Gentechnik warnten - Ingolstadt ist gentechnikfreie Zone -, zeigte auch er sich skeptisch. Das ist sein Credo, aber auch sein Manko: Er will es allen recht machen.
Seine Vorliebe gilt nicht nur der Modelleisenbahn, sondern auch immer noch der Gesundheitspolitik. Seehofer war von 1992 bis 1998 Bundesgesundheitsminister unter CDU-Kanzler Helmut Kohl. Während der Verhandlungen zur jüngsten Gesundheitsreform stand er auch in engem Kontakt zu Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD). Mit ihr verbrachte Seehofer nach eigenen Angaben "eine der schöneren Nächte", als beide den Gesundheitskompromiss 2003 schmiedeten. Im Jahr 2001 machte ihm die eigene Gesundheit fast einen Strich durch die Rechnung: Seehofer erkrankte an einer lebensgefährlichen Herzmuskelentzündung und zog sich kurzzeitig aus der Politik zurück.
Das Wort Seehofers zählt in der CSU: In der Debatte um Kombilohn wurden Seehofers Warnungen vor einem finanziellen Milliardengrab zur Position der Partei. Seit 2000 ist Seehofer Vorsitzender der CSU-Arbeitnehmerorganisation CSA und wurde im November mit 97,4 Prozent in dem Amt bestätigt. In der CSU-Landtagsfraktion sowie beim wirtschaftsliberalen Flügel trifft der Parteivize allerdings auf Skepsis.
Seehofer ist seit mehr als 20 Jahren verheiratet und hat drei Kinder. Stoiber steht hinter dem Nachfolgekandidaten: "Horst Seehofer hat mein uneingeschränktes Vertrauen und das Vertrauen der CSU", sagte er und sprach von einem "Alpha-Tier" in der CSU.
Quelle: ntv.de