Dossier

"Operation klarer Himmel" Jerusalem bereit für Bush

"Der schlimmste Tag wird Donnerstag sein", prophezeit Polizeisprecher Berti Ochajon. Denn dann werden die Straßen von halb Jerusalem "steril" gemacht. Ein Viertel aller israelischen Polizisten, über 7000 Mann, werden dann alle Wege des amerikanischen Präsidenten George W. Bush hermetisch absperren und von parkenden Autos befreien.

Am Mittwoch in den Mittagsstunden soll die Air Force One auf dem Ben Gurion Flughafen landen. "Wir hoffen, dass Bush per Helikopter nach Jerusalem weiterreist", sagte Ochajon. Noch seien nicht alle Details mit den amerikanischen Sicherheitsleuten für die "Operation klarer Himmel" abgesprochen. "Denn sonst werden wir die Autobahn von Tel Aviv zur Hauptstadt in beide Richtungen für den Verkehr absperren müssen." Wer dennoch unbedingt nach Jerusalem wolle, müsse sich auf stundenlange Staus gefasst machen. Den Bürgern von Jerusalem riet er, während der Bush-Visite möglichst zuhause zu bleiben.

Kein Besuch in Ramallah

Neben Jerusalem wird Bush während seines 48 Stunden andauernden Besuchs voraussichtlich einen Abstecher nach Jericho und nicht nach Ramallah machen, um sich in der tiefsten und zugleich ältesten Stadt der Welt mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas zu treffen. Bush werde Ramallah wegen der zu befürchtenden Sicherheitsprobleme meiden, aber auch, weil Bush nicht dem verstorbenen Präsidenten Jassir Arafat die Ehre an dessen neuem Mausoleum aus Jerusalemstein und Glas im Hof des Amtssitzes von Abbas erweisen wolle.

Verkehrstechnisch "unproblematisch" sei der geplante touristische Abstecher von Bush nach Kapernaum am Freitag. Dort wohnte der Jünger Petrus, dort wirkte Jesus. Die Ruinen einer Synagoge sind eine der schönsten Sehenswürdigkeiten Israels.

Bauen jenseits der "Grünen Linie"

Derweil punkten Israel ebenso wie die Autonomiebehörde mit lauten Beschwerden bei den Amerikanern. Jede neue israelische Baugenehmigung für Wohnungen, selbst in schon bestehenden Jerusalemer Vierteln mit zehntausenden Bewohnern, wird von den Palästinensern als "Siedlungstätigkeit" und Verstoß gegen die Roadmap gegeißelt. So wollen die Israelis im Viertel Gilo im Süden Jerusalems, wo schon 30.000 Menschen leben, ein neues Hotel errichten. Für die Palästinenser kommt das einer neuen "Siedlung" gleich, denn Gilo liegt jenseits der "Grünen Linie", also im ehemals jordanischen Gebiet. Allerdings wurde Gilo 1967 von Israel annektiert und von Jerusalem eingemeindet. Um amerikanische Kritik abzuwenden, hat Ministerpräsident Ehud Olmert zum großen Ärger israelischer Rechter befohlen, ihm jegliche Bauvorhaben in umstrittenen Territorien vorzulegen.

Jericho ein "Terrornest"

Umgekehrt schwärzt Israel auch die Palästinenser an. So "warnen" die Israelis Bush dringend davor, Abbas die Aufwartung zu machen. Selbst die verschlafene Oase Jericho sei ein Terrornest. Olmert habe auf dem Weg zu einem Treffen mit Abbas auf der kurzen Strecke vom israelischen Checkpoint und zum Hotel beim Kasino eine Schusssichere Jacke überziehen müssen, obgleich er in einer gepanzerten Limousine saß. Der Geheimdienst hatte erfahren, dass zwei palästinensische Polizisten einen Anschlag planten. Tatsächlich wurden zwei Männer verhaftet, die auf Olmert schießen wollten.

In Zivil erschossen

Mehr Aufsehen machen die Israelis um den Tod von zwei Siedlern aus Kirjat Arba bei Hebron. Die beiden waren Soldaten im Urlaub und hatten in Zivilkleidung mit ihren Dienstwaffen eine Wanderung gemacht, um eine Höhle zu besuchen, in der sich vor 2000 Jahren jüdische Aufständische versteckt hatten. Mit ihnen ging eine junge Frau. Auf dem Weg zur Höhle begegneten sie einem alten Araber, der sie freundlich nach dem Ziel ihrer Wanderung befragte. Offenbar informierte der Araber eine Terrorzelle, der auch palästinensische Polizisten, also Gehaltsempfänger der Autonomiebehörde, angehörten. Zu Dritt fuhren sie den Israelis entgegen und eröffneten aus ihrem Landrover Jeep das Feuer. Die junge Frau konnte sich hinter einen Baum retten und verstecken. Es gab ein längeres Feuergefecht. Ein palästinensischer Angreifer starb, ein Zweiter wurde verwundet und später von israelischen Kommandos in einem Krankenhaus in Hebron gesucht. Der dritte Palästinenser begab sich zu den beiden verletzten Israelis und richtete sie durch Schüsse in den Kopf hin.

Dieser Vorfall vom Freitag führte zu erheblichen Spannungen. Olmert will keinerlei Konzessionen mehr an die Palästinenser machen, solange die "nichts Ganzes und nichts Halbes" gegen den Terror unternehmen. Verteidigungsminister Ehud Barak drohte der Autonomiebehörde mit "Konsequenzen", falls sie die beiden inzwischen verhafteten Mörder im "Drehtürverfahren" freilassen sollte. "Diese Männer müssen bis zum Ende ihrer Tage im Gefängnis verrotten", sagte Barak und fragte, wie denn Israel die Polizei von Abbas mit Gewehren und Panzerwagen ausstatten sollte, wenn der nicht einmal über seine eigenen Sicherheitskräfte Kontrolle habe und sie sich an Terrorüberfällen beteiligen.

Quelle: ntv.de

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