Dossier

Symbol für ungesühnten Massenmord Katyn

Katyn stand jahrzehntelang als Symbol für ungesühnten Massenmord und Geschichtslüge einer wirklichen Aussöhnung zwischen Polen und Russen im Wege.

In Katyn wurden in acht Massengräbern die Leichen von 4143 Soldaten exhumiert.

In Katyn wurden in acht Massengräbern die Leichen von 4143 Soldaten exhumiert.

(Foto: picture-alliance / dpa/epa)

Im April 1943 fanden Einheiten der deutschen Wehrmacht im Wald von Katyn bei Smolensk Massengräber mit mehr als 4000 Leichen polnischer Offiziere. Sie gehörten zu etwa 15.000 polnischen Soldaten, Beamten, Juristen, Ärzten und Geistlichen, die 1939 von den Sowjets interniert worden waren und von denen seit 1940 jede Spur fehlte. Nach anderen Angaben wurden bis zu 22.500 Polen ermordet. Insgesamt waren etwa eine Viertel Million Polen nach dem Einmarsch der Roten Armee im Osten ihres Landes am 17. September 1939 in sowjetische Gefangenschaft geraten.

In Katyn wurden in acht Massengräbern die Leichen von 4143 Soldaten exhumiert. Nach später veröffentlichten sowjetischen Dokumenten waren 4421 Insassen des Lagers Kozielsk bei Katyn erschossen worden. Internationale Kommissionen stellten fest, dass die Offiziere im Frühjahr 1940, also vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion, von Mitgliedern des sowjetischen Sicherheitsdienstes NKWD ermordet wurden. Dennoch behauptete der Diktator Josef Stalin und mit ihm die offizielle Geschichtsschreibung in der Sowjetunion und im kommunistischen Polen, die Deutschen seien die Täter gewesen. Die Sowjets ließen sogar deutsche Kriegsgefangene als "Mörder von Katyn" hinrichten.

Erst 1990 in der Zeit von Glasnost gab der neue Kremlchef Michail Gorbatschow Moskaus Täterschaft am Massenmord zu. Boris Jelzin übergab zwei Jahre später als russischer Präsident Dokumente über die Verbrechen an polnische Behörden. Diesen Aufzeichnungen zufolge beschloss das Politbüro der sowjetischen Kommunisten am 5. März 1940, die internierten Polen ohne Gerichtsverfahren hinzurichten. Neben den Insassen aus dem Lager Kozielsk starben Tausende weitere Opfer aus anderen Lagern durch Genickschuss nahe Charkow (heute Ukraine), im heute russischen Miednoje bei Twer und an unbekannten weiteren Orten. Angehörige der Ermordeten und polnische Regierungsmitglieder fordern die bis heute ausgebliebene juristische Aufarbeitung und Rehabilitierung der Opfer.

Quelle: ntv.de, dpa

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