Unterstützung von Bush Kolumbien zunehmend isoliert
07.03.2008, 13:31 UhrEine Woche nach seinem gewagten Angriff auf Rebellen in Ecuador gerät Kolumbien auf dem lateinamerikanischen Subkontinent zunehmend in die Isolation. Die von linken Präsidenten regierten Nachbarländer Ecuador, Venezuela und Nicaragua brachen die diplomatischen Beziehungen ab und ließen sogar militärisch die Muskeln spielen. Nicaraguas Präsident Daniel Ortega sagte am Donnerstag, sein Land fühle sich von Kolumbien, mit dem es im Streit um den genauen Verlauf der Grenze liegt, bedroht.
"Wir brechen mit der terroristischen Politik der Regierung Alvaro Uribe, nicht mit dem kolumbianischen Volk", sagte der Sandinist bei einem Besuch seines ecuadorianischen Amtskollegen Rafael Correa in Managua. Uribe und das Volk auseinanderzudividieren, dürfte allerdings schwer fallen. Umfragen zufolge heißen bis zu 80 Prozent aller Kolumbianer die Politik Uribes gut.
Aber auch gemäßigtere Länder wie Peru, dessen Präsident Alan Garca eigentlich Kolumbien näherstand, forderten den konservativen und pro-amerikanischen Präsidenten Uribe zu einer Entschuldigung auf. Kritisch äußerte sich auch das mit Abstand größte und mächtigste Land der Region, Brasilien, sowie Argentinien und Chile.
Uribe aber ließ bisher nur eine "Entschuldigung" verbreiten, die eher einer Rechtfertigung des Feuerüberfalls vom vergangenen Samstag gleichkam. Dank milliardenschwerer Finanz- und Militärhilfe der USA muss er schon lange keine Rücksicht mehr auf lateinamerikanische Empfindlichkeiten nehmen. US-Präsident George W. Bush hat sich demonstrativ hinter Uribe gestellt und dessen "Führungsqualitäten" im Kampf gegen den internationalen Terrorismus gelobt. Kolumbien könne auf Hilfe der USA gegen die "provokativen Manöver" Venezuelas rechnen.
Die unversöhnlichen Positionen könnten auf dem Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Rio-Gruppe in der Dominikanischen Republik an diesem Freitag aufeinanderprallen. Allerdings nahmen Uribe und seine Widersacher, die Präsidenten Ecuadors und Venezuelas, Correa und Hugo Chvez, nicht an einem Bankett zu ehren der Präsidenten am vorabend teil. Correa forderte bei seiner Ankunft erneut eine eindeutige Verurteilung Kolumbiens und "Genugtuung" für die Verletzung der Souveränität seines Landes, die auch Kolumbien schon eingeräumt hat. Chvez meinte es gehe um "Krieg oder Frieden".
Auffällig sind die wütenden Reaktionen von Correa und Chvez auf den kolumbianischen Angriff auf ein Lager der marxistischen Rebellengruppe "Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens" (FARC) direkt hinter der Grenze zu Ecuador. Bei der Aktion war die Nummer Zwei der Rebellen, Ral Reyes, getötet worden. Hoffnungen auf eine baldige Freilassung von FARC-Geiseln, darunter auch die erkrankte frühere Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt, erhielten einen schweren Dämpfer.
Die verbalen Ausfälle der beiden Präsidenten gegen Uribe aber erinnern immer mehr an einen verbalen Amoklauf. Correa bezeichnete Uribe in Managua als "Lügner, Verrückten und Marionette" der USA. Chvez, der für seine rüden Sprüche bekannt ist, hatte ihn zuvor schon als "kriminellen Lakaien des Imperiums" (USA), als "Lügner und Mafiosi" angegriffen. Besonders für Chvez, der mit seinen Öl-Dollars versucht, einen "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" zu verbreiten und der traditionellen US-Dominanz in Lateinamerika eine Einigung des zerstrittenen Kontinents entgegenzusetzen, ist Uribe mit seinem innigen Verhältnis zu Bush ein rotes Tuch.
Von Jan-Uwe Ronneburger, dpa
Quelle: ntv.de