Dossier

Proteste gegen McDonald's Kreuzberger gegen Hamburger

Wer der Feind ist, weiß Katrin Schmidberger genau. Der Feind sitzt hinter einer bunten Leuchtreklame und verkauft gebratene Fleischklopse zwischen zwei Brötchenhälften an Schüler oder Autofahrer. Das will die 25-Jährige mit den blonden Haaren verhindern, jedenfalls hier in Berlin-Kreuzberg. Schmidberger hat für den Grünen-Bundestagsabgeordneten Christian Ströbele Wahlkampf gemacht. Nun ist sie eine der Sprecherinnen einer Bürgerinitiative, die seit ein paar Wochen gegen das erste McDonald's-Restaurant in Kreuzberg kämpft.

"McDonald's ist der erste Schritt, um das alternative Flair des Kiezes zu zerstören", verkündet Schmidberger. Die Vielfalt der kleinen Geschäfte, Restaurants und Döner-Buden würde auf Dauer leiden, wenn sich Fast-Food-Ketten ansiedeln. Besonders empörend findet Schmidberger, dass McDonald's ein so genanntes McDrive plant, das auswärtige Autofahrer anziehe. "Als Radfahrer muss man sich das nicht gefallen lassen."

Die Chancen für einen Erfolg der Kreuzberger Initiative gegen die Burger-Kette stehen trotz Unterschriftensammlung, Internetseiten und geplanter Protestaktionen denkbar schlecht. Auf dem Eckgrundstück, das McDonald's bereits vor Jahren kaufte, arbeiten die Bagger. Die Eröffnung soll im August sein.

Der Einsatz politischer Prominenz scheiterte bisher im so genannten "Burger-Krieg". Ströbele - einziger direkt gewählter Grüner im Bundestag und Kämpfer für Frieden und gegen internationale Bundeswehr-Einsätze - biss sich an den Vertretern von McDonald's die Zähne aus. Man habe "da überhaupt keine Berührungsängste", sagt Sprecher Alexander Schramm. "Wegen der Proteste gibt es aber kein Überdenken des Standortes oder ein Verschieben der Baumaßnahmen."

Weltweit betreibt McDonald's rund 31.000 Restaurants, in Deutschland sind es 1276, in Berlin 40. Auch Katrin Schmidberger glaubt nicht mehr an einen Baustopp für das 41. Restaurant. "Sie beharren auf ihrem Recht, wir beharren auf unserem Recht, da wird es keine Annäherung geben, weil es auch keinen Kompromiss geben kann."

Allein die Schüler der Berufsschule gegenüber des Baugrundstücks, um deren Gesundheit sich die Bürgerinitiative sorgt, verstehen den Streit um Hamburger und Pommes nicht. Die 17-jährige Nicole aus dem Ostteil der Stadt vermisst zwar "ganz normales deutsches Essen", isst aber "mindestens drei Cheeseburger in der Woche". Und der junge Türke, der sein silbernes BMW-Cabrio zügig vor dem Eingang des alten Schulgebäudes parkt, sagt nur: "Ist doch egal."

Quelle: ntv.de, Andreas Rabenstein, dpa

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