Wie soll das Kind nun heißen? "Krieg" oder "Unternehmung"
19.03.2007, 11:34 Uhrvon Ulrich W. Sahm
Die israelische Ministerkommission für "Symbole und Zeremonien" entscheidet an diesem Montag in Jerusalem über einen Namen für den 34 Tage andauernden Krieg im vergangenen Sommer. Im Volksmund wird vom "Zweiten Libanonkrieg" geredet, doch die Minister müssen erst einmal entscheiden, ob das überhaupt ein "Krieg", eine "Militäroperation", ein "Kampf" oder nur eine "Unternehmung" war. Eltern gefallener Soldaten hatten gefordert, dem blutigen Kind einen Namen zu geben, damit auf den Gräbern ihrer Söhne nicht nur unverbindlich "Gefallen im Kampf im Libanon" stehe.
Die Entscheidung, den Schlagabtausch zwischen Israel und der Hisbollah als Krieg anzuerkennen, wird den Staat Millionen kosten. Es müssen nicht nur die 119 Grabsteine der gefallenen Soldaten ausgewechselt werden. Auch die im Stich gelassenen Bürger im Norden Israels können dann Forderungen als Kriegsopfer stellen, was ihnen bisher verwehrt war. Wer durch Katjuscharaketen der Hisbollah getroffen wurde oder dessen Besitz beschädigt wurde, wurde von der Nationalversicherung oder durch die Steuerbehörde für "Schäden durch feindselige Handlungen" kompensiert.
Am 12. Juni 2006 hatte die Regierung beschlossen, auf die Angriffe der Hisbollah "hart und entschlossen" zu reagieren, ohne die Art der Kämpfe zu definieren und ohne das formal einen "Krieg" zu nennen.
Vorgeschlagen wurden kuriose Namen wie "Krieg zur Rückholung der Söhne", womit die beiden entführten Soldaten gemeint sind, oder "Operation Richtungswandel". Zu dem bisher gängigen Namen "Zweiter Libanonkrieg" gibt es rechtliche Bedenken. In die engere Auswahl kamen die Namen "Krieg zur Verteidigung des Nordens" und "Nordkrieg".
Quelle: ntv.de