Alptraum Gaza Lebensgefahr für Reporter
15.01.2009, 14:17 UhrDie israelische Regierung hält den Gazastreifen für ausländische Journalisten gesperrt und erschwert damit massiv die Berichterstattung über den Konflikt. Internationale Medien stützen sich aber für ihre Vor-Ort-Berichte auf von ihnen beschäftigte palästinensische Reporter, die im Gazastreifen leben. Unter welchen gefährlichen Umständen diese Journalisten ihre Arbeit leisten, zeigte ein Vorfall, bei dem zwei Kameramänner des Senders Abu Dhabi Television bei einem israelischen Luftangriff verletzt wurden. Bei dem Angriff wurde ein Gebäudekomplex getroffen, in dem mehrere Journalistenbüros untergebracht waren, unter anderem der Nachrichtenagentur Reuters und der Fernsehsender Fox und Sky.
Die Nachrichtenagentur AFP beschäftigt im Gazastreifen drei Reporter und drei Fotografen, hinzukommen eine Reihe freier Mitarbeiter. Sie alle sind Palästinenser. Der AFP-Korrespondent Adel Zaanoun sagt, die vergangenen drei Wochen seien die "bislang härtesten seines Berufslebens" gewesen. Jedes Mal, wenn er das Haus verlasse, wisse er nicht, ob er lebend wiederkehren werde. Ist der 38-Jährige mit dem Auto im Kampfgebiet unterwegs, kurbelt er trotz der Kälte die Scheiben des Wagens herunter - um zu verhindern, dass er bei einer nahen Explosion von den Glassplittern seines eigenen Wagens getroffen wird.
Zaanoun berichtet, dass ihn seine Frau - manchmal unter Tränen - bedränge, nicht zu den gefährlichen Orten zu fahren. Die Sicherheit seiner Angehörigen sei seine Priorität, sagt der dreifache Familienvater. Ein Gebäude nahe seiner Wohnung sei in der vergangenen Woche von einer israelischen Rakete getroffen worden. Deshalb habe er mit seiner Frau, seinen drei kleinen Söhnen und zwei weiteren Verwandten die Unterkunft gewechselt. In der neuen Wohnung wohnen sie nun praktisch ohne Möbel.
Zaanoun sagt, dass er nach Jahren der Berichterstattung aus dem Gazastreifen eigentlich gedacht habe, dass ihn "nichts mehr schockieren" könne. Doch besonders der Besuch eines Krankenhauses kurz nach Beginn der israelischen Angriffe sei ein Horror gewesen, wie er ihn noch nicht erlebt habe. Blutige abgetrennte Körperteile hätten überall herum gelegen. "Es war wie in einem Alptraum."
Quelle: ntv.de