Dossier

Zufrieden in der zweiten Reihe Merkel feiert in Paris

Den großen Abschluss mit Glanz und Gloria erlebte die Kanzlerin in Paris aus der zweiten Reihe. Hinter den Staatspräsidenten und Königen hatte das Protokoll sie auf der Tribüne platziert, auf der zwei Stunden lang Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy am Montag die traditionelle Militärparade zum Nationalfeiertag bei strahlendem Sonnenschein abnahm.

Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung hatte Sarkozy am Abend zuvor die erste Gipfelrunde der neuen Mittelmeerunion beendet: "Wir haben von der Union für das Mittelmeer geträumt, und jetzt ist sie Realität." Merkel hatte ebenso wie viele in der EU zu den Skeptikern gehört. Der nahezu geschlossene Aufmarsch in Paris der Spitzen-Akteure des Nahen Ostens beeindruckte dann aber auch sie.

"Politik der kleinen Schritte" erfolgreich

Ganz nebenbei wurde dabei auch ein latenter Konflikt in der großen Koalition in Berlin noch entschärft. Außenminister Frank-Walter Steinmeier hatte seit längerem im Gegensatz zu Merkel den direkten Dialog mit Syrien befürwortet. Er freute sich nun, dass in Paris seine "Politik der kleinen Schritte" Richtung Damaskus mit der Rückkehr von Syriens Machthaber Baschar al-Assad auf die ganz große internationale Bühne letztlich erfolgreich war.

Merkel wiederum konnte darauf verweisen, dass ihre Devise: "Keine Zugeständnisse ohne Gegenleistung" ebenso Anerkennung fand. Noch beim G8-Gipfel in Japan vor wenigen Tagen hatte sie mit Sarkozy über die Einladung für den Syrer nach Paris gesprochen. Man war sich einig, dass der unbequeme Gast aus Damaskus, der von vielen als ein Haupthindernis für einen Frieden im Nahen Osten gesehen wird, nicht ohne Gegenleistung international aufgewertet werden dürfe.

"Wir wollen jetzt Taten sehen", ließ Merkel den Autokraten wissen, den sie in Paris demonstrativ "nur zu einem Handschlag" traf. Anerkennung der Grenzen, Unterbindung von Waffenlieferungen, Botschafteraustausch müssten nächste Schritte sein. "Wir bleiben jetzt im Fall Syrien am Ball", hieß es ähnlich aus dem Lager des Außenministers und wahrscheinlichen SPD-Kanzlerkandidaten. Paris war eine der inzwischen eher seltenen Gelegenheiten für einen gemeinsamen Auftritt der CDU-Kanzlerin und ihres SPD-Kabinett-Vizes. Sie zogen hier an einem Strang.

Freundschaftliche Geste

Steinmeier reiste noch am Sonntag wieder aus Paris ab. Merkel blieb, wie die meisten anderen Staats- und Regierungschefs, bis zum Nationalfeiertag - eine freundschaftliche Geste an die Adresse von Sarkozy. Dieser zeigte sich demonstrativ als Merkel-Freund. Die Kanzlerin sei als "Partnerin und Freundin" entscheidend für das Gelingen der Mittelmeerunion gewesen. So blieb auch bei Merkel etwas vom diplomatischen Glanz hängen, mit dem Sarkozy seine EU-Präsidentschaft nun eröffnet hat.

Den (Spaß)-Vogel schoss - wieder einmal - Italiens neuer-alter Regierungschef Silvio Berlusconi ab. Beim Einzug der Gäste zum Gala-Abendessen im Petit Palais an den Champs-Elyses durchbrach er das Protokoll und animierte die zur Begrüßung spielende Kapelle, "O Sole mio" anzustimmen. Fotografen und TV-Leute waren fast so begeistert wie beim glamourösen Auftritt der Präsidentengattin Carla Bruni-Sarkozy am Arm des Staatspräsidenten.

Frank Rafalski, dpa

Quelle: ntv.de

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