Dossier

Wahl in Thailand Militär ist Verlierer

Thailand ist 15 Monate nach dem Militärputsch mit der Parlamentswahl zur Demokratie zurückkehrt. Doch eine politisch stabile Zukunft ist damit noch längst nicht gesichert. Der Erfolg der Nachfolge-Partei des gestürzten Premierministers Thaksin Shinawatra ist genau das, was das Militär verhindern wollte. Nach dem Putsch im September 2006 hatte die Armee alles darangesetzt, die noch zahlreichen Anhänger Thaksins ins Aus zu manövrieren.

Der Ex-Premierminister und steinreiche Geschäftsmann, der jetzt im Exil in London lebt, ist vor allem unter der armen Landbevölkerung in seiner Heimat nach wie vor populär. Doch er hatte die Gesellschaft polarisiert wie kaum einer vor ihm. Die Armen brachte er mit einer subventionierten und günstigen Krankenversorgung und billigen Krediten auf seine Seite, die jahrzehntelang einflussreichen Eliten vergraulte er dagegen mit wenig Respekt für alte Seilschaften.

"Ein Schuss in den Ofen"

Unter Hinweis auf Korruptionsvorwürfe inszenierten die Eliten Massendemonstrationen gegen Thaksin, die schließlich im Militärputsch endeten. Das vom Militär ernannte Verfassungsgericht löste Thaksins Thai-Rak-Thai (Thais-lieben-Thais)-Partei im vorigen Mai dann wegen "Wahlbetrugs" auf. Mehr als 100 führende Politiker, darunter Thaksin, wurden für fünf Jahre aus politischen Ämtern verbannt. Thaksins Anhänger gründeten die Peoples Power-Partei (Partei der Volksmacht, PPP). Die PPP gewann nun 232 der 480 Sitze und will mit kleinen Parteien eine Koalitionsregierung bilden. Die Verhandlungen dürften sich nach Ansicht von Wahlbeobachtern allerdings schwierig gestalten.

"Das Militär hat das genaue Gegenteil dessen erreicht, was es beabsichtigt hat. Sie haben alles vermasselt", meint der ehemalige Senator und jetzige Führer der thailändischen Bürgerrechtsbewegung, Jon Ungphakon. "Der Putsch vom 19. September war in jeder Hinsicht ein Schuss in den Ofen: Thaksin ist nicht weg von der politischen Bühne. Er ist möglicherweise stärker als zuvor. Noch ist er wegen keines schwerwiegenden Verbrechens angeklagt. Um die Wirtschaft steht es schlechter, und wenn überhaupt, dann ist Thaksin jetzt noch beliebter als vorher."

Vom Armee-Anhänger zum Demokraten

Ein besonderer Dorn im Auge dürfte es dem Militär sein, dass der PPP-Chef Samak Sundaravej nun vermutlich der neue Ministerpräsident wird. Der 72-jährige Politiker, der sich vor noch nicht allzu langer Zeit vom Anhänger der Armee zum Demokraten gewandelt hatte, feuerte nach der Wahl am Sonntagabend eine neue Breitseite gegen das Militär. "Jetzt hat das Volk das Sagen", verkündete er.

Samak, der sich offen als Thaksins Mann bezeichnet, hatte angekündigt, er wolle Thaksin im Fall eines Sieges zurückholen. Damit würde die PPP allerdings auf direkten Konfrontationskurs zum Militär gehen. Doch angesichts des wenig erfolgreichen Putsches dürfte das Militär es sich nach Ansicht von Beobachtern zweimal überlegen, ob es wieder die Panzer auffahren lässt.

Von Peter Janssen, dpa

Quelle: ntv.de

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