Allen Gefahren zum Trotz Noch 100 Deutsche im Irak
12.02.2007, 16:33 UhrTrotz aller Gefahren wie Verschleppungen oder Bombenanschläge leben nach wie vor schätzungsweise rund 100 Deutsche im Irak. Die Zahl änderte sich weder nach der Entführung der Archäologin Susanne Osthoff aus Bayern noch nach dem Geiseldrama um die Leipziger Ingenieure Thomas Nitzschke und Rene Bräunlich, die alle drei nach wochenlangem Bangen frei kamen. Seit vergangenem Dienstag werden erneut zwei deutsche Staatsangehörige im Irak vermisst - möglicherweise ebenfalls Opfer von Kidnappern.
Die deutliche Mehrheit der Deutschen im Irak wohnt dort wegen familiärer Bindungen, meist sind es Frauen mit irakischen Ehemännern. Während sich Osthoff und die zwei Techniker aus Sachsen aus beruflichen Gründen in dem kriegsgebeutelten Land aufgehalten hatten, wird spekuliert, dass es sich bei den jetzt Vermissten um Iraker mit deutschem Pass handelt oder Bundesbürger, die dauerhaft in dem arabischen Staat leben. Das Außenministerium wollte dazu keine Aussagen machen.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier schloss "eine gewaltsame Entführung" nicht aus. Dass er und seine Mitarbeiter den Fall ebenso ernst sehr nehmen wie die Verschleppungen vor Jahresfrist, lässt sich daraus schließen, dass der Krisenstab sofort nach Bekanntwerden der möglichen Entführung einberufen wurde und nun rund um die Uhr tagt.
Es gibt auch andere Parallelen: wie damals bittet das Auswärtige Amt die Medien, auf alle Spekulationen zu verzichten, um das Leben der Vermissten nicht unnötig in Gefahr zu bringen. "Wir tun natürlich alles dafür, dass die beiden deutschen Staatsangehörigen gesund zu ihren Familien zurückkehren können", betonte Steinmeier. Dieser Satz war dem SPD-Politiker in Sachen Osthoff, Nitzschke und Bräunlich immer wieder über die Lippen gegangen.
Diplomaten gut gesichert
In Bagdad leben zudem einige wenige deutsche Diplomaten. Auch befinden sich einige wenige Mitarbeiter aus der Wirtschaft und humanitäre Helfer im Irak. Sie alle versuchen, das Land beim Wiederaufbau und der Errichtung einer Demokratie zu unterstützen. Nach Angaben des Bundesaußenministeriums halten sich Aufbauhelfer in der Regel nur für möglichst sehr kurze Zeit dort auf, um das Risiko zu minimieren.
Wie gefährlich der Aufenthalt im Irak ist, zeigt nicht zuletzt ein Blick auf die Internetseite des Auswärtigen Amtes. Dort heißt es: "Bei Anschlägen und Feuergefechten kommen monatlich mehrere Tausend Menschen ums Leben. Eine besondere Gefährdung geht von Sprengfallen aus." Und weiter unten wird betont: "Das Risiko von Entführungen ist sehr hoch. Ausländer sind in besonderem Maße gefährdet." Die deutsche Botschaft ist seit mehr als einem Jahr für den Publikumsverkehr geschlossen.
Deutsche, die - wie es Osthoff vor ihrer Entführung gemacht hatte - ungeachtet eindringlicher Warnungen das Land nicht verlassen oder sich für längere Zeit dort aufhalten, gelten inzwischen als Ausnahmen. Diplomaten werden besonders stark beschützt, so dass sie sich den Umständen entsprechend sicher fühlen können. Deutsche Unternehmen, die im Irak tätig seien, beschäftigen überwiegend Einheimische.
Von Thomas Schmoll, Reuters
Quelle: ntv.de