Dossier

Interview mit John Lewis "Ohne King kein Obama"

Am 4. April 1968 wurde der Bürgerrechtler und Friedensnobelpreisträger Martin Luther King in Memphis, Tennessee, von einem Rassisten erschossen. Mit dem Attentat endete der gewaltlose Kampf des 39-Jährigen für ein gleichberechtigtes Zusammenleben von Weißen und Schwarzen in den USA. Der Demokrat John Robert Lewis ist der letzte verbliebene Kongressabgeordnete, der noch mit Dr. King zusammengearbeitet hat. In Washington sprach unser USA-Korrespondent Christian Wilp mit John Lewis.

n-tv: Congressman Lewis, was haben Sie gedacht, als Sie vor genau 40 Jahren von der Ermordung von Dr. Martin Luther King gehört hatten?

John Lewis: Als ich zuerst von der Ermordung Dr. Kings gehört hatte, war ich unendlich traurig, ich habe geweint. Ich hatte meinen Helden verloren, meinen Freund, meine Inspiration, meinen Kollegen, meinen großen Bruder. Aber ich habe mir geschworen: Ich werde deshalb nicht verbittert sein, nicht feindselig werden, nicht untergehen in einem See voller Verzweiflung. Ich würde den Glauben behalten und die Arbeit fortsetzen.

Sie haben mit Dr. King in den 60er Jahren zusammengearbeitet, haben ihn unterstützt, sind mit ihm marschiert - und auch mehrfach zusammen mit ihm von der Polizei festgenommen worden. Was war er für ein Mensch?

Dr. King war ein wundervoller Mensch. Er war mitfühlend, voller Überzeugung auf dem Weg der Freiheit. Er glaubte an die Idee der Demokratie und wollte Veränderungen in seinem Land erleben. Er war bereit, sich zu opfern und sein Leben zu geben, um seine Sache zu ermöglichen.

40 Jahre nach dem Attentat von Memphis erleben wir derzeit einen Wahlkampf in den USA, in dem ein Schwarzer gute Chancen hat, von den Demokraten als Präsidentschaftskandidat nominiert zu werden. Sehen Sie Barack Obama gewissermaßen als Erbe von King?

Ohne Martin Luther King gäbe es heute keinen Barack Obama. King hat das Klima verändert, die Grundlage geschaffen nicht nur für Afro-Amerikaner, sich die Nominierung der Demokraten zu sichern und Präsident der USA zu werden, sondern er ebnete den Weg, er machte es möglich für so viele Menschen, sich in diesem politischen Prozess zu engangieren.

Sie hatten im Wahlkampf zunächst Hillary Clinton zur Wahl empfohlen, haben sich dann vor wenigen Wochen aber auf die Seite von Barack Obama geschlagen. Was ist der Grund für Ihren Sinneswandel?

In der Tat, anfangs hatte ich Hillary Clinton unterstützt und bin dann zu Barack Obama gewechselt. Ich fühlte, dass es hier eine Bewegung gibt, einen besonderen Geist, der mich an unseren Kampf von damals erinnerte. Dafür hatten wir uns immer eingesetzt, dass es möglich sein würde für Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund, egal ob es eine Frau ist oder ein Vertreter einer Minderheit, Präsident der Vereinigten Staaten zu werden.

Quelle: ntv.de

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