Dossier

Muslimisch-arabischer Minister Peretz schlägt Madschadale vor

von Ulrich W. Sahm

Raleb Madschadale, 53, von der Arbeitspartei soll nach dem Willen von Verteidigungsminister Amir Peretz die Nachfolge von Ophir Pines als Innenminister antreten. Madschadale wäre dann der erste muslimische Araber auf einem Ministerposten in Israel.

Es hat allerdings schon einen anderen nicht-jüdischen Minister gegeben. Salah Tarif, ein Druse, wurde unter Ministerpräsident Ariel Scharon zum Minister ernannt, musste aber seinen Posten aufgeben, als bekannt wurde, dass er einem palästinenischen Geschäftsmann aus Bakaa Scharkia (Ost) illegal zu einem israelischen Ausweis verholfen hatte. Nach dem Bau von Zaun und Mauer, die heute das Dorf Bakaa teilen, wollte er weiterhin frei nach Israel einreisen. Wie der Zufall so will, stammt der mögliche künftige arabische Minister aus Bakaa-West.

Noch ist nicht sicher, dass die geplante Ernennung des Verteidigungsministers Peretz auch akzeptiert wird. Die Ernennung muss erst noch von der Arbeitspartei abgesegnet werden und dann noch weitere Gremien in der Regierung und im Parlament durchlaufen.

Peretz sitzt heute auf wackeligem Posten und es gibt mindestens fünf Anwärter für seine Nachfolge. Peretz wird regelmäßig der Rücktritt nahe gelegt, weil er den gescheiterten Libanonkrieg zu verantworten hat. Die Ernennung eines muslimischen Arabers, so israelische Parlamentsreporter, könnte ein verzweifelter Versuch von Peretz sein, auf sich aufmerksam zu machen und innerparteilich seine Haut zu retten.

Ophir Pines trat von seinem Ministerposten zurück, als der rechtsgerichtete Avigdor Liberman von Premierminister Olmert zum Strategieminister ernannt wurde. Madschade erklärte damals auf die Frage eines Reporters, ob er die Nachfolge von Pines antreten würde: „Solange Liberman da ist, werde ich dem Kabinett nicht beitreten.“

Raleb Madschadale, 1953 in Bakaa geboren, bezeichnet sich selber als „Geschäftsmann und politischen Aktivisten“. Er hat Abitur und vier Kinder und spricht neben Arabisch auch Englisch.

Derweil hat der Auslandschef der Hamas, Chaled Maschal, den Staat Israel als „Fakt“ bezeichnet. Eine Anerkennung Israels komme erst infrage, nachdem der palästinensische Staat entstanden sei. Ähnliche Äußerungen haben zuvor auch schon Hamas-Minister gemacht und mit dem Wunsch verknüpft, dass Israel von der Landkarte gewischt werde. Mangels Anerkennung sind allerdings Verhandlungen zwischen der Hamas und dem Staat Israel undenkbar, genauso, wie die Entstehung eines palästinensischen Staates ohne Verhandlungen mit Israel nicht denkbar ist. Der Staat Israel betrachtet die Hamas schon seit ihrer Gründung 1987 als „Fakt“, indem sie ihren ersten Chef, Scheich Jassin, erst ins Gefängnis steckte und später gezielt tötete. Da die Mitgliedschaft in der Hamas in Israel laut Gesetz verboten ist, sitzen zurzeit mehrere Hamas-Minister und Abgeordnete im Gefängnis.

Quelle: ntv.de

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