Tragische Figur der Berlin-CDU Pflüger darf nicht zur EU
23.11.2008, 11:09 UhrParteiinterne Niederlagen sind für Friedbert Pflüger fast schon Gewohnheit: Erst wurde er nach einem erbitterten Machtkampf im September als Berliner CDU-Fraktionschef abgewählt, nun verfehlte er auch die Nominierung für die Europa-Wahl. Statt Pflüger wurde der frühere Landeschef Joachim Zeller für Platz eins der Europaliste der Berliner CDU nominiert. Dabei hatte sich einem Pressebericht zufolge selbst Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel für den früheren Staatssekretär im Verteidigungsministerium stark gemacht. Doch die Berliner Landespartei gönnte dem 53-Jährigen das Europa-Mandat nicht.
Der am 6. März 1955 in Hannover geborene Pflüger war von 1981 bis 1984 Mitarbeiter des damaligen Regierenden Bürgermeisters Richard von Weizsäcker (CDU), für den er nach dessen Wahl zum Bundespräsidenten bis 1989 auch als Pressesprecher tätig war. 1990 zog er erstmals in den Bundestag ein, seither machte er sich vor allem als Außen- und Verteidigungspolitiker einen Namen.
Wechsel in die Landespolitik
Nach der jüngsten Bundestagswahl wurde er im November 2005 Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium, bevor er ein knappes Jahr später in die Berliner Landespolitik wechselte. 2006 wurde er als Herausforderer des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) nominiert, nachdem der zuvor ins Gespräch gebrachte Ex-Chef des UN-Umweltprogramms UNEP, Klaus Töpfer, die die ihm angetragene Spitzenkandidatur abgelehnt hatte.
Von großem Erfolg gekrönt war Pflügers Hauptstadt-Mission zu keinem Zeitpunkt: Bei der Abgeordnetenhauswahl im September 2006 rutschte die CDU auf 21,3 Prozent ab - und unterbot damit sogar noch ihr schlechtes Ergebnis von 2001, als die Wähler die CDU nach der verheerenden Bankenkrise in die Opposition geschickt hatten. Trotz der Wahlschlappe nahm im September 2006 Pflüger auf der harten Oppositionsbank Platz und wurde Fraktionschef. Er warb emsig für ein Jamaika-Bündnis mit FDP und Grünen und schaffte es immerhin, dass sich die drei Parteien gelegentlich an einen Tisch setzten.
Pflüger fehlt Hausmacht
Den Flirt mit den anderen beiden Oppositionsparteien betrachteten viele seiner Parteifreunde mit Argwohn, ohnehin fehlte Pflüger eine Hausmacht in der Hauptstadt-CDU. Als weitere Niederlage des umtriebigen Fraktionschefs galt zudem der gescheiterte Volksentscheid zur Offenhaltung des Flughafens Tempelhof, den Pflüger an vorderster Front mitbetrieben hatte.
Innerparteilich geschwächt stieß er auf erbitterten Widerstand der Kreisvorsitzenden, als er im Spätsommer seine Ambitionen auf den Landesvorsitz anmeldete. Mit der Doppelfunktion wollte er seine Ausgangsposition für die Spitzenkandidatur zur nächsten Abgeordnetenhauswahl ausbauen. Doch die Bezirksfürsten und der damalige Landeschef Ingo Schmitt ließen Pflüger abblitzen. Weil Pflüger aber weiter um die Doppelfunktion kämpfte, wurde er schließlich auch als Fraktionschef abgewählt. Mit seiner Hartnäckigkeit hat er sich in der Berliner CDU inzwischen so viele Feinde gemacht, dass es am Ende auch für die Europa-Kandidatur nicht mehr reichte.
Jürgen Petzold, AFP
Quelle: ntv.de