Dossier

Obamas Mann in Berlin Phil Murphy neuer US-Botschafter

Murphy muss noch vom US-Senat bestätigt werden.

Murphy muss noch vom US-Senat bestätigt werden.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Phil Murphys Lebenslauf weist ihn als Wanderer zwischen den Welten von Hochfinanz, Parteipolitik und Sport aus. Erfahrungen in der Diplomatie hat der ehemalige Investmentbanker noch nicht gesammelt, doch das wird sich bald ändern, wenn er als neuer Botschafter der USA sein Büro in der US-Vertretung direkt am Brandenburger Tor in Berlin bezieht. Inzwischen gab die Regierung in Washington die Nominierung des 52-Jährigen für den vakanten Spitzenposten in Deutschland bekannt. Anders als seine beiden Vorgänger spricht Murphy deutsch, er hat mehrere Jahre in Frankfurt gelebt.

Dass Botschafterposten nicht an erfahrene Diplomaten, sondern an verdiente Freunde und Förderer des Präsidenten vergeben werden, hat in den USA eine lange Tradition, an der sich bislang nur die wenigsten gestört haben. Murphy hat sich seit 2006 als Schatzmeister der Demokraten-Parteizentrale in Washington verdient gemacht. Als eifriger Spendeneintreiber führte er der Partei von US-Präsident Barack Obama viele Millionen Dollar zu, er half dabei, den Parteiapparat zu einer schlagkräftigen politischen Waffe aufzubauen und trug damit auch zu Obamas Wahlsieg bei.

An Glanz mangelte es zuletzt

Murphys Nominierung als Botschafter ist zum Teil seiner treuen Arbeit für die Partei des Präsidenten geschuldet. In ihr dürfte sich aber auch Wertschätzung für seine fachlichen Qualifikationen spiegeln. Denn mit Murphy entsendet die US-Regierung nach vielen Jahren wieder einen ausgewiesenen Deutschland-Experten nach Berlin. Als Manager der New Yorker Investmentbank Goldman Sachs hat er in den 90ern fünf Jahre in Frankfurt gelebt, und er engagiert sich seit langem für die deutsch-amerikanischen Beziehungen. Dass der Harvard-Absolvent noch dazu Vorstandsmitglied des US-Fußballverbands ist, wird ihm in Deutschland gewiss freundliche Aufmerksamkeit sichern.

Der kommunikationsfreudige Murphy, der in Washington und New York auf Cocktailempfängen und in politischen Salons ein enges Netz von Kontakten geknüpft hat, dürfte das diplomatische Parkett in Berlin wieder etwas aufpolieren. An Glanz mangelte es zuletzt: Seine beiden von Präsident George W. Bush benannten Vorgänger, der Ex-Senator Dan Coats und der Kugellagerfabrikant William Timken, hatten ihre Amtszeiten in Berlin rückblickend nicht besonders positiv bewertet.

Mit Charme in die Freundschaftsoffensive

Coats diagnostizierte "ernste Verletzungen und Belastungen" infolge des Streits um den Irak-Krieg, als er Berlin 2005 verließ. Auch sein Nachfolger Timken ließ zum Abschied im vergangenen Dezember einige Bitterkeit durchklingen. Die USA-kritische Haltung vieler Deutscher sei seine "größte Frustration", sagte er in einem Interview mit einer "Welt". "Mir tut es leid, dass die europäischen Medien so einseitig berichten", fügte er hinzu. "Im Fall Bush waren sie schon sehr ungerecht."

Es scheint, als seien sich die Bush-Gesandten in Berlin und die Bush-kritischen Deutschen immer etwas fremd geblieben. Murphy freilich teilt die Abneigung gegen den früheren Präsidenten mit der Mehrheit der Deutschen. Sein politisches Engagement bei den Demokraten, für das er vor drei Jahren eine 20-jährige einträgliche Karriere bei Goldman Sachs aufgegeben hatte, begründete er vor allem mit der Gegnerschaft zu Bush. Er wolle nicht, dass noch seine vier Kinder mit den Konsequenzen einer verfehlten Politik leben müssten, sagte er vergangenes Jahr im Interview mit dem Internetmagazin "Politico".

In Berlin wird Murphy, der noch vom US-Senat bestätigt werden muss, die Freundschaftsoffensive anführen, mit der Präsident Obama die Beziehungen zu den Alliierten reparieren will. Sein vielfach gelobter Charme dürfte ihm dabei ein natürlicher Verbündeter sein: "Aus seiner Karriere in der Finanzwelt hat er ein beträchtliches Fachwissen, das er mit einem wunderbaren Talent zum Umgang mit Menschen verbindet", urteilte der frühere US-Finanzminister Robert Rubin im US-Magazin "Fortune" über Murphy.

Quelle: ntv.de, Peter Wütherich, AFP

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