Dossier

Achtung Bären! Polens Förster lächeln

Über die Aufregung ihrer deutschen Kollegen angesichts eines Braunbären in den Alpen können die polnischen Förster und Nationalparkhüter nur lächeln. Ein einziger Bär, das wäre in den Bergen und Wäldern im polnischen Süden und Südosten gar nichts Besonderes. Allein in den Bieszczady Bergen in den südostpolnischen Karpaten, im Grenzgebiet zur Ukraine, leben Schätzungen zufolge etwa 35 Bären. Auf 15 bis 20 Braunbären wird die Zahl der Tiere im polnischen Teil der Hohen Tatra geschätzt.

Meist bleiben die scheuen Tiere in den Wäldern und suchen dort nach Futter. Für die Schafzüchter und Bergbauern der Region sind vor allem die Wölfe ein Problem, die weitaus häufiger als die Bären auf die Weiden vordringen und Tiere reißen. Die Forstbehörden ersetzen den Bauern anschließend den Schaden.

Respektvollen Abstand hielten Förster, Holzfäller und Wanderer schon immer vor den mächtigen Tieren, vor allem von Bärenmüttern mit Jungtieren. In den vergangenen Jahren hat Polen allerdings zunehmend ein Bären-Problem. Denn einzelne Tiere haben begonnen, ihre Scheu vor den Menschen zu verlieren. Das macht sie unberechenbar und gefährlich.

Vor wenigen Jahren sorgte eine Bärin für Schlagzeilen, die sich bevorzugt an dem bei Touristen beliebten malerischen Bergsee Morskie Oko aufhielt. Einmal überraschte das Tier eine wandernde Schulklasse, riss einem Kind den Rucksack vom Rücken und plünderte den Proviant. Der Vorfall, der leicht mit einer Tragödie hätte enden können, alarmierte die Nationalparkverwaltung. Die Bärin wurde eingefangen, betäubt und in eine entlegene Region der slowakischen Tatra "ausgewiesen". Kürzlich allerdings gab es erneut Berichte über eine Bärin mit Jungtieren, die in der Region von Morskie Oko gesichtet wurde.

Schon seit langem appellieren die Parkhüter an die zahlreichen Wanderer in den polnischen Bergen, keine Tiere zu füttern und kein Essen liegen zu lassen. Der Leichtsinn könnte tödlich enden, wenn die Tiere erst einmal Menschen und Futter in Verbindung bringen.

Zumindest Bärenspuren sind für Urlauber fast schon Alltag. Rund um die Hütten der Bergwanderer werden immer wieder Hinweise auf Bären gefunden - die Tiere finden Abfallkörbe unwiderstehlich, auch wenn versucht wird, sie "bärensicher" abzuschließen.

In der Sommersaison gibt es auf vielen Hütten daher abendliche "Ausgangssperren". Ein später Spaziergang in der Dämmerung oder in einer sternklaren Nacht ist schließlich wenig ratsam, wenn draußen Bären auf Futtersuche unterwegs sind. In der Vergangenheit wurde der Zugang zum Nationalpark Hohe Tatra sogar von zehn Uhr abends bis sechs Uhr früh für Wanderer gesperrt, um Begegnungen mit Bären auszuschließen. Für die Mitte Juni beginnende Bergwandersaison gibt es zunächst noch keine Bären-Anweisungen.

Von Eva Krafczyk, dpa

Quelle: ntv.de

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