Dossier

Der Gast soll sich wohl fühlen Putin kommt nach Kennebunkport

Entspannung - das zumindest signalisiert die Kulisse, die US-Präsident George W. Bush für den zweitägigen Amerika-Besuch des russischen Staatschefs Wladimir Putin gewählt hat: Die beiden Politiker kommen ab Sonntagnachmittag im malerische Kennebunkport zusammen, einen kleinen Ferienort an der Küste des Bundesstaats Maine. Hier liegt Walker's Point, das luxuriöse Familienanwesen, das Bushs Urgroßvater George H. Walker 1903 errichtete. Bei angenehmen Sommerwinden kann man sich dort zurückziehen und in aller Ruhe bei frisch zubereiteten Hummer-Delikatessen Themen wie Bushs Pläne für einen Raketenschild in Osteuropa oder Putins Widerstand gegen eine Unabhängigkeit des Kosovo diskutieren.

Das knapp zweieinhalb Hektar große Ansichtskarten-Idyll ragt auf einer Landzuge ins Meer hinein, bietet atemberaubende Panorama-Blicke und die Gelegenheit zu netten Spaziergängen entlang der felsigen Küste Neuenglands. Die Liste der prominenten Staatsgäste, die hier die Gastfreundschaft der Bushs genießen durften, ist lang: Polens Präsident Lech Walesa, Jordaniens König Hussein, Großbritanniens Premierminister John Major und Israels Regierungschef Izchak Rabin zählten zu der illustren Schar. Doch sie alle wurden von Bushs Vater, dem früheren Präsidenten George Bush, empfangen, der die Sommermonate meist auf Walker's Point verbringt. Putin ist hingegen der erste führende ausländische Politiker, den der amtierende Bush nach Kennebunkport eingeladen hat.

Auch Vater Bush ist dabei

Normalerweise zieht er für solche Gelegenheiten seine Ranch im staubigen Texas vor. Doch diesmal will der Präsident seinem Gast eine besondere Ehre erweisen. Denn auf Walker's Point sollen die zuletzt arg abgekühlten Beziehungen zwischen den beiden Staatschefs wieder aufgetaut werden. Manch einer fühlte sich angesichts der rhetorischen Gefechte, die sich die beiden Politiker in den vergangenen Monaten lieferten, bereits an den Kalten Krieg erinnert. Jetzt also deutet Bush schon im Vorfeld der Begegnung an, dass er gerne wieder an vergangene Tage anknüpfen würde. Denn es gab eine Zeit, in der er und Putin durchaus als Vertraute mit gemeinsamen Zielen auftraten.

"Ein mächtiges Symbol" sei daher die Wahl von Kennebunkport als Treffpunkt, sagt der Geschichtsprofessor Bruce Shulman von der Boston University. Hier komme ein Gefühl von Eliteuniversität und Ostküsten-Establishment auf. Bush will im Schoße seiner Familie seinem Gast ganz offenbar imponieren. Auch die Anwesenheit seines Vaters am Wochenende soll dazu beitragen.

Und selbst die Bewohner Kennebunkports wollen einem erfolgreichen Verlauf des Treffens anscheinend nicht im Wege stehen. Sogar eine neue Cocktail-Kreation wurde aufgelegt: In der Arundel Wharf steht seit ein paar Tagen der "Hootin Putin" auf der Karte, eine Mischung aus Himbeer-Wodka, Limonade und Eistee. "Der Drink verkauft sich ziemlich gut", sagt Bar-Chefin Cindie Chase. Dass die hochprozentige Mixtur auch die Anti-Bush-Demonstranten besänftigen kann, die sich für das Wochenende anstelle der üblichen Touristen angesagt haben, ist allerdings unwahrscheinlich.

Caren Bohan, Reuters

Quelle: ntv.de

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