Dossier

Zum letzten Mal als Präsident Putin kommt nach Wiesbaden

Für einen der bekanntesten Russen war die hessische Stadt Wiesbaden kein gutes Pflaster. Schriftsteller Fjodor Dostojewski verspielte hier 1871 sein letztes Geld beim Roulette. Später schrieb er seiner Frau Anna: "Für den Deutschen gibt es kein größeres Verbrechen, als kein Geld zu haben und Schulden zu machen". Diese Sorgen wird der russische Präsident Vladimir Putin wohl nicht haben, wenn er am Sonntag zu den deutsch-russischen Regierungskonsultationen nach Wiesbaden kommt. Doch beim Treffen mit Angela Merkel sollen auch strittige Themen auf den Tisch kommen.

Putin will erneut über das von den USA geplante Raketenabwehrschild sprechen. Das Thema sorgt auf dem internationalen Parkett immer für heiße Diskussionen. Die Amerikaner wollen in Europa Abwehrraketen stationieren, die feindliche Raketen abschießen können. Russland fühlt sich dadurch bedroht. Der deutsche Verteidigungsminister Franz Josef Jung hat die US-amerikanischen Pläne in der Vergangenheit unterstützt, will aber, dass das Abwehrschild im Rahmen der Nato aufgebaut wird. Zündstoff bietet auch das Thema Kosovo. Deutschland unterstützt die amerikanische Forderung nach einem von Serbien unabhängigen Kosovo, Russland will dem Krisengebiet allenfalls Autonomierechte gewähren.

"Putin steht für ein selbstbewusstes Russland"

Mit Afghanistan und dem Irak stehen noch weitere Krisenherde auf dem Tagungsprogramm. Außerdem wird es auch um das Dauerthema Energie gehen. Direkt im Anschluss an die Regierungskonsultationen findet der Petersburger Dialog statt. Altkanzler Gerhard Schröder hat dieses Treffen zusammen mit Putin vor sechs Jahren eingeführt. Dabei diskutieren Vertreter der Gesellschaft, wie man die Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland weiter verbessern kann.

Putins Abstecher nach Wiesbaden ist vorerst sein letzter Deutschlandbesuch als russischer Staatspräsident. Bei den Regierungskonsultationen 2008 wird er wohl trotzdem wieder dabei sein. Putin hat angekündigt bei den nächsten Parlamentswahlen für das Amt des Ministerpräsidenten zu kandidieren. Damit würde er immer noch eine wichtige Rolle in der Regierung spielen. Dass er gewählt würde, daran besteht wenig Zweifel. Putins ist bei der russischen Bevölkerung sehr beliebt. "Er hat viel zur Stabilisierung Russlands beigetragen und verkörpert nach außen ein selbstbewusstes Russland", erklärt Russland-Experte Dr. Klaus Segbers. "Das ist populär. Stabilisierung wird geschätzt nach den Wirren der 90er Jahre"

Quelle: ntv.de

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