Freund, Pate, Bruder Sarko und die Bosse
10.05.2007, 13:19 UhrManche nennen ihn schon vor seinem Amtsantritt den "Jet-Set-Präsidenten". Denn Nicolas Sarkozy zeigt sich gerne mit Promis und Erfolgreichen vom Altrocker Johnny Hallyday bis zum Hollywoodstar Jean Reno. Doch wenn er seine Freunde zum Diner lädt, dann findet sich Sarkozy oft inmitten der Crme des französischen Unternehmertums wieder. Sarkozy macht keinen Hehl aus seiner Nähe zu Konzernchefs. Die Beziehungen sind so eng, dass der damalige Premierminister Jean-Pierre Raffarin 2005 erklärte, Sarkozy werde "eines Tages zwischen der Macht und dem Geld wählen müssen".
Nach Sarkozys Kurzurlaub auf Malta meinen manche, er habe sich für beides entschieden. Ausgerechnet der Milliardär Vincent Bollor, der von vielen seiner Unternehmerkollegen als "Firmenjäger" gefürchtet wird und sich gerade massiv im Mediensektor einkauft, hatte Sarkozy dafür Flugzeug und Yacht zur Verfügung gestellt. Ein "Geschmäckle" hatte das für Sarkozy nicht: "Vincent Bollor ist einer der größten französischen Industriellen, der der französischen Wirtschaft zur Ehre gereicht", sagte der neue Präsident. "Ich wünsche der Wirtschaft viele Bollors, Arnaults und Pinaults."
Bernard Arnault ist Sarkozys Trauzeuge und Chef des weltgrößten Luxuswarenkonzerns Mot Hennessy - Louis-Vuitton (LVMH). Als Sarkozy nach seiner Kandidatenkür seine Freunde versammelte, war Arnault wie selbstverständlich darunter. Auch Sarkozys Sportsfreund Franois Pinault, dessen PPR-Konzern gerade Puma schluckt, ist mit Marken wie Gucci und Yves Saint-Laurent groß im Luxusgütergeschäft.
Eine wahre "Freundschaft aus Beton" pflegt Sarkozy seit 20 Jahren mit dem weltgrößten Bauunternehmer Martin Bouygues, der als Hauptaktionär des größten französischen Fernsehsenders TF-1 auch über Medienmacht verfügt. Bouygues ist Taufpate von Sarkozys zweitem Sohn. Und Sarkozy, der in jungen Jahren als Anwalt für Bouygues gearbeitet hatte, wird heute mit der launigen Aussage zitiert, wenn er nach fünf Jahren keine Lust mehr auf das Präsidentenamt habe, könne er ja Bouygues Geschäfte führen.
Sarkozys Gegner fürchten nun, dass diese Nähe zu Bouygues die Politik des neuen Präsidenten beeinflussen wird. Denn Bouygues will seinem Imperium den staatlichen Atomkonzern Areva einverleiben. Und Sarkozy soll der attraktiven Areva-Chefin Anne Lauvergeon, die einst eng mit dem sozialistischen Präsidenten Franois Mitterrand gearbeitet hatte, ein Ministeramt angeboten haben.
Man hält Kontakt
Für seinen Wahlkampf holte sich Sarkozy den Rat des Chefs des Versicherungskonzerns AXA, Henri de Castries. Doch auch Sarkozy wird um Rat gefragt. So holte der Chef des Rundfunksenders Europe-1, Jean-Pierre Elkabbach, vor der Einstellung einer Journalistin die Meinung des konservativen Politikers ein. Alstom-Chef Patrick Kron und "Figaro"-Chef Nicolas Beytout werden ebenso in Sarkozys Nähe gesehen wie Danone-Chef Franck Riboud. Nicht alle sind enge Freunde wie Bouygues. Doch sie halten Kontakt.
Ein engerer Bekannter ist auch der Flugzeugbauer Dassault, der mit seinen "Mirage" und "Rafale" das Rückgrat der französischen Luftwaffe stellt. Und der Medienunternehmer und EADS-Großaktionär Arnault Lagardre feierte mit Sarkozy vor den Kameras den Wahlsieg und sagt treuherzig: "Nicolas? Das ist mein Bruder." Lagardre will bei dem Airbus-Mutterkonzern EADS aussteigen und sich auf seine Medien wie "Paris Match" konzentrieren. Jetzt wird in Paris spekuliert, mit Sarkozys Hilfe könne Dassault einspringen.
"Die Franzosen haben die politische Macht der Macht des Geldes anvertraut", klagte der frühere Sozialistenchef Henri Emmanuelli. Doch Sarkozy kontert: "Es ist keine Schande, hart gearbeitet und einen Konzern aufgebaut zu haben."
Der Unternehmerverband MEDEF gratulierte Sarkozy "begeistert" zu seiner Wahl. Die schwachen Gewerkschaften sind noch uneins, wie sie mit dem neuen Chef im lysepalast umgehen sollen. Denn in seinem Wahlprogramm hat Sarkozy ihnen neben einigen bitteren Pillen wie der Einführung einer geheimen Urabstimmung nach einer Woche Streik und der Aufweichung der 35-Stunden-Woche auch manche Bonbons angeboten. Dazu gehören Gespräche über Lohngleichheit, Arbeitsrecht und Rentenreform. Die Gewerkschaften haben schon klargemacht, dass sie "keine dritte Wahlrunde" in den Betrieben und auf der Straße wollen. Sie wollen den neuen Präsidenten an seinen Taten messen.
(Hans-Hermann Nikolei, dpa)
Quelle: ntv.de