Dossier

Abschiedstour im Ausland Stoiber packt seinen Koffer

Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) packt seinen Koffer. Wenige Monate vor seinem politischen Rückzug tritt Stoiber an diesem Wochenende eine der längsten Auslandsreisen seiner Amtszeit an: Elf Tage reist er in Begleitung seiner Frau Karin und einer hochkarätigen Wirtschaftsdelegation durch Südkorea, Vietnam, Singapur und Indien. Weit weg vom heimatlichen Hickhack um seinen Nachfolger als CSU-Chef kann sich Stoiber in den asiatischen Boomländern noch einmal als Staatsmann präsentieren. Geplant war die Reise lange vor seiner Rücktrittsankündigung als Aufbruch in die High-Tech-Welt - jetzt bekommt sie den Charakter einer Abschiedstournee. Sentimentalitäten lässt Stoiber aber nicht zu. "Da ist keine Wehmut", sagt er.

Eine Stornierung seiner Reisepläne kam für Stoiber nie in Frage. "Solange ich das Amt habe, muss ich bis zum letzten Tag alles tun, was für Bayern zu Buche schlägt." Dabei spielt Asien mit seinem atemberaubendem Wachstumstempo und der rasanten Ausbreitung neuer Technologien für ihn eine besondere Rolle. Die bayerischen Unternehmen steigerten allein ihre Exporte nach Indien im vergangenen Jahr um mehr als 40 Prozent. Durch ein Partnerschaftsabkommen mit dem südindischen Bundesstaat Karnataka, das Stoiber auf der Reise unterzeichnen will, soll das Land noch stärker vom Boom in Indien profitieren.

Den Weg für die Zusammenarbeit hatte im Herbst in Indien Stoibers Wirtschaftsminister Erwin Huber geebnet, der jetzt mit Bundesagrarminister Horst Seehofer um die Nachfolge des CSU-Parteivorsitzenden streitet. Seine erklärte Rolle als Schiedsrichter in dem Zweikampf wird Stoiber aus der Ferne kaum wahrnehmen können. In allen vier Ländern auf seiner Reise erwartet ihn ein prall gefülltes Programm.

In Südkorea will Stoiber unter anderem die demilitarisierte Zone im Grenzgebiet zu Nordkorea besuchen, in Vietnam ist neben politischen Gesprächen auch ein Treffen mit Studenten geplant, in Singapur will Stoiber unter anderem mit Premierminister Lee Hsien Loong zusammenkommen. Besonders einsetzen will sich Stoiber in den Gesprächen für den Klimaschutz. Umweltschutz und Wirtschaftswachstum müssten kein Gegensatz sein, sagt er. "Europa muss als hoch entwickelter Wirtschaftsraum vorangehen." Moderne Umwelttechnologien böten große Exportchancen. Maschinen "made in Germany" stehen bei asiatischen Firmen seit langem hoch im Kurs.

Weiterer Schwerpunkt der Reise soll der Ausbau der Beziehungen in Bildung und Forschung sein. Von Kooperationen mit asiatischen Universitäten verspricht sich Bayern eine bessere Position im Kampf um die besten Köpfe.

Eine Pause gönnt sich Stoiber erst auf seiner letzten Station in Indien. Dort steht ein touristisches Besichtigungsprogramm in der Stadt Mysore auf dem Programm, die als kulturelles Zentrum Südindiens gilt. Schließlich gibt es selbst in Indien nicht nur Fortschritt, sondern auch Tradition - wie in Bayern.

Daniela Wiegmann, dpa

Quelle: ntv.de

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