Dossier

Präsident der Prozesse Voodoo-Puppe nicht zu stoppen

Eine kleine blaue Stoffpuppe mit den Zügen von Nicolas Sarkozy könnte in Frankreich ein Renner unter den Weihnachtsgeschenken werden. Seit der französische Präsident vergeblich versucht hat, die Puppe vom Markt nehmen zu lassen, hat sie sich erst Recht zum Verkaufsschlager entwickelt. Sarkozy ärgert sich vor allem über das beigelegte "Voodoo-Handbuch" samt Stecknadeln. Es erklärt, wie der Käufer in Anlehnung an ein afrikanisches Ritual seinen Politik-Frust an der Puppe auslassen kann. Nach einem Urteil muss die Puppe nun mit dem Hinweis versehen werden: "Die Puppe zu stechen, verstößt gegen die Würde des Präsidenten."

Keiner der französischen Präsidenten hat so viele Verfahren angestrengt wie Sarkozy, der gelernte Rechtsanwalt. Kritiker werfen ihm deswegen Humorlosigkeit vor - vor allem mit Blick auf die eigene Person. Lediglich zwei seiner Amtsvorgänger waren bislang vor Gericht gezogen, um das Recht am eigenen Bild zu verteidigen: Valry Giscard d'Estaing protestierte gegen ein Kartenspiel namens "Giscarte", das Karikaturen von ihm zeigte. Heute hat es einen Sammlerwert von immerhin 60 Euro. Georges Pompidou hingegen ging gegen eine Werbung vor, die mit seinem Foto ausgerechnet für Schiffsmotoren warb.

Empfindlicher Präsident

Sarkozys erste Klagen während seiner Amtszeit betrafen jeweils Angriffe auf die Privatsphäre. Die Billig-Fluggesellschaft Ryanair hatte mit einem Foto von Sarkozy und seiner damals neuen Freundin Carla Bruni geworben. Eine Sprechblase spielte auf die bevorstehende Hochzeit der beiden an. Sarkozy gewann den Prozess, Ryanair musste ihm einen symbolischen Euro zahlen. Carla Bruni erhielt 60.000 Euro, die sie an eine Wohltätigkeitsorganisation spendete.

Viele Franzosen spotteten damals über Sarkozys Empfindlichkeit - schließlich hatte er seine Liebesgeschichte anfangs selbst in aller Öffentlichkeit zelebriert - vom Pariser Disneyland bis zu den ägyptischen Pyramiden. Eine gute Woche später klagte Sarkozy schon wieder. Dieses Mal hatte ein Journalist eine angebliche SMS von Sarkozy an dessen Ex-Frau Ccilia veröffentlicht. Sarkozy zog die Klage zurück, nachdem der Journalist sich entschuldigt hatte, weil er einem ungenannten Informanten vertraut hatte.

Harter Borcken Voodoo-Puppe

Eigentlich hat ein französischer Präsident vor Gericht nichts zu suchen, denn während seiner Amtszeit schützt ihn die Immunität vor Strafverfolgung. Diese Regelung hält ihn jedoch nicht davon ab, selbst Klage zu erheben. In jüngster Zeit wandte sich Sarkozy unter anderem an die Justiz, als Unbekannte mit seinen Bankdaten Verträge für Mobiltelefone abschlossen. Nach ersten Ermittlungen handelt es sich um Kleinkriminelle, die nicht ahnten, dass sie ausgerechnet das Konto des Präsidenten knackten.

Die Voodoo-Puppe erwies sich für Sarkozy als ein ungeahnt harter Brocken. Der Richter urteilte in erster Instanz, dass die Nadel-Puppe "weder die Würde des Menschen beleidigt noch einen persönlichen Angriff darstellt". In der Urteilsbegründung war ausdrücklich vom "Recht auf Humor" die Rede. Falls Sarkozy seinen möglichen Mangel an Humor bekämpfen will, hat er demnächst eine gute Gelegenheit: In Paris eröffnet 2009 die erste "Nationale Hochschule für Humor".

Quelle: ntv.de, Ulrike Koltermann, dpa

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