Dossier

Porträt Walter Veltroni

Walter Veltroni setzt auf den Barack-Obama-Effekt. "Yes we can!", verspricht der Spitzenkandidat der italienischen Demokratischen Partei seinen Landsleuten den politischen Wandel wie der schwarze US-Präsidentschaftsbewerber. Doch der Erfolg seiner gemäßigt linken Demokratischen Partei bei der vorgezogenen Parlamentswahl am Sonntag und Montag ist fraglich. Das Rechtsbündnis "Volk der Freiheit" des zweimaligen Ministerpräsidenten und milliardenschweren Medienunternehmers Silvio Berlusconi liegt Umfragen zufolge bis zu neun Prozentpunkte vor der Partei des früheren römischen Bürgermeisters.

Vorbild: Robert Kennedy

Von den schlechten Umfrageergebnissen zeigt sich der gelernte Journalist Veltroni, der mit seinen 52 Jahren für italienische Politikverhältnisse ein Jungspund ist, unbeeindruckt. "An Obama hat auch niemand geglaubt", zieht der Bewunderer Bill Clintons einen Vergleich mit dem US-Senator aus Illinois, der als erster Schwarzer ernsthafte Chancen hat, Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. Er sei nicht als "Anti-Berlusconi" angetreten, versichert der Intellektuelle und beruft sich auf sein großes Vorbild Robert Kennedy. Wie der vor 40 Jahren ermordete US-Senator und Präsidentenbruder, kandidiere er gegen niemanden. "Ich kandidiere für mein Land und für die Demokratische Partei."

Obwohl Veltroni lange Kommunist war und 1988 sogar in die engere Führung der damaligen Partito Communista Italiano (PCI) aufrückte, war er nie ein typischer Funktionär. Allerdings hatte sich die Gruppierung stärker als andere kommunistische Parteien im Westen von der Sowjetunion abgegrenzt. Nach dem Ende des Kalten Kriegs benannte sich die PCI zunächst in Partei der Demokratischen Linken (PDS) und später in Demokratische Linke (DS) um. Die PDS bildete auch den Kern des linken Oliven-Bündnisses, das mit Romano Prodi als Ministerpräsident 1996 die Regierung bildete. Darin war Veltroni Kulturminister und erwarb sich auch deshalb Lob, weil er nach dem Erdbeben von 1997 in Umbrien eine rasche Rettungsaktion für die zerstörten Kulturgüter startete.

Unkonventionelle Ideen für Rom

Seit 1998 stand er an der Spitze der DS, und 2001 übernahm er den Chefsessel im römischen Rathaus. Als Bürgermeister hat Veltroni die Hauptstadt vom Niedergang anderer italienischer Kommunen abgekoppelt und war dabei auch um unkonventionelle Ideen nicht verlegen. So setzte er 2003 auf dem Tiber Fähren ein, um die notorisch verstopften Uferstraßen zu entlasten.

Schon bei der Wahl 2006, die Prodi mit denkbar knapper Mehrheit gewann, war der 1955 geborene Veltroni als Spitzenkandidat im Gespräch. Ende vorigen Jahres gewann der Jazz- und Filmliebhaber - der die Römischen Filmfestspiele in die Ewige Stadt holte - die Urwahl für den Vorsitz der neugebildeten Demokratischen Partei.

Veltroni ist verheiratet und Vater zweier Töchter. Seine Frau Flavia lernte er bei den kommunistischen Weltjugendfestspielen 1973 im damaligen Ost-Berlin kennen. Zumindest bis zu seiner Wahl zum obersten Repräsentanten Roms war Veltroni bekennender Fan des Fußball-Erstligisten Juventus Turin.

Von Robin Pomeroy, Reuters

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen