Anwärter machen sich bereit Wer wird neuer CSU-Parteichef?
23.10.2009, 17:07 UhrDass Horst Seehofer 2013 noch der richtige Mann ist, halten viele für unwahrscheinlich. Sechs Männer und eine Frau bereiten sich auf den bevorstehenden Machtkampf vor.
In der CSU sind erste Anzeichen des kommenden Machtkampfs um den Parteivorsitz zu spüren. Entgegen anderslautender Spekulationen droht Parteichef Horst Seehofer nach der schweren Schlappe bei der Bundestagswahl kein akuter Aufstand. Doch in der Münchner CSU-Landtagsfraktion hat Seehofer stark an Rückhalt verloren. Viele Abgeordnete glauben nicht mehr, dass Seehofer bei der nächsten Landtagswahl 2013 als Spitzenkandidat antritt. Der Titel des Stücks: Die Suche nach dem neuen König. In den Hauptrollen: Sechs Prinzen und eine Prinzessin. Noch hat sich der Bühnenvorhang nicht gehoben. Doch hinter den Kulissen raschelt es bereits.
Wer dieser Tage CSU-Politiker nach Seehofers Zukunft fragt, hört immer wieder den gleichen Satz: "Es reicht nicht, immer nur den Vorsitzenden auszutauschen", sagt ein Mitglied der CSU-Spitze - stellvertretend für viele seiner Kollegen. "Die Ursachen unserer Probleme reichen viel tiefer." Viele CSU-Landtagsabgeordnete aber glauben nicht, dass Seehofer 2013 noch der richtige Mann sein wird. Die Antworten auf diese Frage reichen von einem vorsichtigen "Wäre vielleicht möglich" über "Da sehe ich ein ganz großes Fragezeichen" bis zu "Das ist völlig ausgeschlossen". Auf größeren Rückhalt kann Seehofer noch in der Berliner CSU-Landesgruppe bauen, wie Bundestagsabgeordnete sagen.
Sieben Anwärter hinter den Kulissen
Als Hauptkandidaten für einen oder gar beide Spitzenposten - Ministerpräsident und CSU-Chef - gelten fünf junge Männer und ein älterer Vertreter. Die fünf Junioren sind Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, Umweltminister Markus Söder, Finanzminister Georg Fahrenschon, der niederbayerische CSU-Vorsitzende Manfred Weber und - als bislang jüngster Zugang auf der Liste künftiger Thronanwärter - der JU-Vorsitzende Stefan Müller. Als Vertreter der mittleren Generation ist weiter Innenminister Joachim Herrmann im Gespräch.
Zu den sechs männlichen Thronanwärtern gesellt sich eine Frau: Christine Haderthauer. Die Sozialministerin hat zwar keine Anhängerscharen in der CSU. Trotzdem glauben viele in der Landtagsfraktion, dass sie Interesse hat.
Doppelspitze oder nicht?
Weber ist bislang der einzige der sieben Thronanwärter, der Seehofer halb offen provoziert hat. Nach der Bundestagswahl forderte der Europapolitiker, Guttenberg "federführend" in die Koalitionsverhandlungen mit einzubinden. Der Vorstoß fand keinen Widerhall. Rascheln ist derzeit vor allem in der inhaltlichen Diskussion zu spüren. Mehrere CSU-Politiker versuchen, sich mit Vorstößen über die künftige Richtung der Partei zu profilieren.
Guttenberg ist derzeit der unbestrittene Liebling der Basis, aber das hat für die Zukunft wenig zu bedeuten. Bestes Beispiel: Der frühere Patriarch Edmund Stoiber war über viele Jahre sehr erfolgreich, ohne jemals übermäßig beliebt gewesen zu sein. Völlig offen ist derzeit, ob in Zukunft wieder ein Mann (oder eine Frau) beide Spitzenämter übernimmt, oder ob es wieder zu einer Doppelspitze kommt. Herrmann etwa gilt als potenzieller Ministerpräsident, nicht aber als potenzieller CSU-Chef. Umgekehrt gilt Guttenberg als potenzieller Parteivorsitzender, weniger als künftiger Ministerpräsident.
Doch zunächst hat Seehofer noch eine ganz aktuelle Klippe zu umschiffen: In der CSU läuft bereits das Gerücht, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wolle die CSU bei den Berliner Koalitionsverhandlungen mit dem Verteidigungsministerium anstelle von Wirtschaft oder Finanzen abspeisen. Sollte es Seehofer nicht gelingen, Parteiliebling Guttenberg in einem der beiden wichtigen Ressorts zu installieren, droht weiterer Ärger.
Quelle: ntv.de, Carsten Hoefer, dpa