Profis bleiben nach Karriere-Ende Werder setzt auf Kontinuität
10.10.2006, 10:42 UhrEhemaligentreffen sind bei Werder Bremen schnell zu organisieren. Mehr als eine komplette Elf früherer Spieler ist beim Fußball-Bundesligisten angestellt. Ganz vorne im Rampenlicht stehen Cheftrainer Thomas Schaaf und Geschäftsführer Klaus Allofs, aber im Hintergrund arbeiten weitere Ex-Profis. "Es ist Teil unserer Politik, Spielern eine Perspektive zu geben", erklärt Vorstandsmitglied Klaus-Dieter Fischer. "Es hat viele Vorteile, Ehemalige einzubinden. Sie kennen sich im Profi-Fußball aus. Sie kennen die Vereinsstrukturen, und Werders Führung weiß, mit wem sie es zu tun hat." Ähnlich viele Ex-Spieler wie bei Werder sind nur beim FC Bayern München im Einsatz.
Parade-Beispiel für die Bremer Kontinuität ist Schaaf, der schon seit 34 Jahren ein Werderaner ist. Vom Jugendkicker über den 262 Mal eingesetzten Profi stieg er im Mai 1999 vom Amateur- zum Chefcoach auf. Geschäftsführer Allofs ist noch nicht so lange dabei, spielte aber schon 1992 beim 2:O-Sieg im Europacup-Finale der Pokalsieger gegen den AS Monaco mit einem Tor und einer Vorlage eine Hauptrolle.
Doch nicht nur in leitenden Positionen laufen einem rund um das Weserstadion frühere Profi-Kicker über den Weg. So arbeitet Thomas Wolter als Nachwuchs-Cheftrainer und coacht das Regionalliga-Team. Übernommen hat er sie vom ehemaligen Werder-Stürmer Frank Neubarth, mit dem der Klub nach Differenzen nicht weiterarbeiten wollte. "Daran sieht man, dass wir nicht jeden halten. Wenn es von der Philosophie her nicht passt, muss man sich trennen", sagt Fischer.
Mirko Votava, einst Kapitän in Werders Bundesliga-Team, übernahm nach einem Gastspiel bei Union Berlin die A-Junioren-Mannschaft des Vereins, nachdem Dieter Eilts zum Deutschen Fußball-Bund (DFB) gewechselt war. "Wenn man so ein Chaos wie in Berlin erlebt hat, weiß man erst, was man an einem so gut geführten Verein wie Werder hat", betont Votava.
Vor allem im Trainerstab geben die Ex-Profis ihr Wissen weiter. Neben Viktor Skripnik (U 16) ist auch eine "lebende Werder-Legende" im Nachwuchs-Bereich eingebunden: Horst-Dieter Höttges kümmert sich als Co-Trainer um die U 15. "Ihre Erfahrung hilft sehr, und die Jungs haben Hochachtung vor ihnen", sagt Nachwuchstrainer Thorsten Bolder.
Frank Ordenewitz und Karl-Heinz Kamp arbeiten für Werder als Scout und Spielbeobachter, Uwe Harttgen als Psychologe. Dass es sich bei den Jobs für die Ehemaligen allerdings nicht um Automatismen handelt, zeigen die Beispiele Wolfgang Rolff, Mathias Hönerbach und Michael Kraft: Aus Schaafs Assistenten-Trio hat keiner für Werder gespielt. "So etwas ist schon deshalb notwendig, damit man nicht betriebsblind wird", sagt Fischer. Zudem werde es zusehends schwieriger, Ex-Profis zu integrieren: "Den meisten fehlt heute der regionale Bezug und die Bindung, weil sie nur noch selten über längere Zeit für einen Verein spielen."
Von Egon Hirte, dpa
Quelle: ntv.de