Dossier

Israel und Hamas Wichtige Akteure im Porträt

Israel hat am Samstag seine Militäroffensive im Gazastreifen ausgeweitet und eine Bodenoffensive begonnen. Die wichtigsten Entscheidungsträger Israels und der radikalislamischen Hamas:

AHMED AL-JABARI

Im Gazastreifen das Phantom genannt. Jabari gehört als Kommandeur des militärischen Flügels zu den fünf wichtigsten Führern der Hamas. Die Al-Kassam-Brigaden haben mindestens 16 500 gut ausgebildete und bewaffnete Soldaten unter Waffen. Jabari soll Mitte 40 sein. Aus Furcht vor Anschlägen wechselt der Mann mit dem großen Kinn, der hohen Stirn und dem Dreitagebart ständig das Versteck. Jabari steht hinter dem Putsch, der die Hamas im Juni 2007 im Gazastreifen an die Macht brachte. Er ist Hardliner, der mit seinen Soldaten das historische Palästina einschließlich Israels befreien will. Eine Versöhnung mit der moderaten Palästinenserführung lehnt er ab. Ein aktuelles Foto liegt uns nicht vor.

MAHMUD SAHAR

Vieles deutet darauf hin, dass Sahar das Erbe des im Frühjahr 2004 getöteten spirituellen Führers der Hamas, Scheich Ahmed Jassin, angetreten hat. Der 63-Jährige hat die Hamas mitbegründet. Er gehört als Führer des radikalen Flügels zu den "Top Five" der Bewegung. Er hat auch gute Verbindungen zu den Militanten, war aber nie selbst Kommandeur. Sahar hat im September 2003 einen israelischen Bombenangriff auf sein Haus überlebt. Zwei seiner Söhne sind bei Angriffen getötet worden. Sahar wurde nach dem Wahlsieg der Hamas im März 2006 Außenminister. Er ist jedoch damit gescheitert, den internationalen Boykott gegen die Hamas aufzuweichen. Sahar war zuletzt Verhandlungsführer in den Gesprächen, die zu einer sechs Monate langen Waffenruhe mit Israel geführt hatten.

ISMAIL HANIJA

Der 45-Jährige wird im Vergleich zu den derzeit starken Männern in der Hamas dem eher moderateren Flügel zugerechnet, obwohl auch er Israel nicht anerkennen will. Hanija war palästinensischer Ministerpräsident, bis er nach dem Putsch der Hamas im Gazastreifen am 14. Juni 2007 entlassen wurde. Hanija soll keine Verbindung zu den Militanten haben. Seinen Aufstieg in der Hamas verdankt er vor allem dem Umstand, dass er Bürochef des 2004 getöteten spirituellen Hamas-Führers, Scheich Ahmed Jassin, war. Hanija verbrachte drei Jahre in einem israelischen Gefängnis, bevor er 1992 mit anderen Hamas-Führern in den Libanon deportiert wurde. 2003 wurde er bei einem israelischen Luftangriff leicht an der Hand verletzt. Hanija gilt als Mann, der die Hamas führen könnte, falls der derzeit radikale und militante Flügel die Macht verlieren sollte.

ZIPI LIVNI

Die israelische Außenministerin Zipi Livni gilt als einflussreichste Frau in Israel. Im vergangenen September löste sie den unter Korruptionsverdacht stehenden Regierungschef Ehud Olmert als Parteivorsitzenden der Kadima ab. Die 50-jährige Juristin, die bei den Wahlen im Februar Ministerpräsidentin werden will, präsentierte sich dabei als Frau ohne Skandale. Sie hatte den Verteidigungsminister Ehud Barak zuletzt immer wieder zu einem härteren Durchgreifen gegen militante Palästinenser im Gazastreifen gedrängt. Sie gilt als politische Ziehtochter des ehemaligen Ministerpräsidenten Ariel Scharon, mit dem sie im November 2005 die rechtsgerichtete Likud-Partei verlassen und Kadima (Vorwärts) gegründet hatte.

EHUD OLMERT

Der Nachfolger Scharons nach dessen Schlaganfall im Januar 2006 hat seine Pläne für eine Friedensregelung mit den Palästinensern und Syrien nicht umsetzen können. Er scheiterte an massiven Korruptionsvorwürfen, die ihn im vergangenen September zum Rücktritt zwangen. An der Spitze einer Übergangsregierung leitet er bis zu den Wahlen im Februar weiter die Geschicke des Landes. Bisheriger Tiefpunkt seiner fast dreijährigen Amtszeit war der Libanonkrieg im Sommer 2006, in dessen Folge ihm und seinen Vertrauten schwere Fehler vorgeworfen wurden.

EHUD BARAK

Der israelische Verteidigungsminister gilt als brillanter Stratege, seine Kritiker werfen dem Vorsitzenden der Arbeitspartei jedoch Hochmut vor. In einem Täuschungsmanöver bereitete der 66-Jährige die Militäroffensive im Gazastreifen monatelang bis ins Detail vor, während er öffentlich gegen einen solchen Einsatz eintrat. Der am höchsten dekorierte Soldat Israels und ehemalige Generalstabschef war in der Vergangenheit an zahlreichen gefährlichen Militäreinsätzen beteiligt, darunter die Stürmung einer 1972 entführten Sabena-Maschine. Während seiner Amtszeit als Ministerpräsident (1999 bis 2001) leitete er den Rückzug der israelischen Armee aus dem Süd-Libanon, scheiterte aber im Bemühen um eine Friedenslösung mit den Palästinensern.

Quelle: ntv.de

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