Dossier

Iran, Klima und Weltwirtschaft Zentrale Themen der G8

Italien, Ende der kommenden Woche: Der viele tausend Köpfe zählende Lindwurm des G8-Gipfels windet sich wieder die Hänge der Abruzzen hinab. Wird das Treffen wichtige Entscheidungen bringen, oder wird es eher ein Zwischengipfel? Eine Übersicht über zentrale Themen, die die G8 ("Die wichtigsten Industriestaaten der Erde und Russland") vom 8. bis 10. Juli voraussichtlich besprechen werden:

Krise der Weltwirtschaft

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Eine historische Finanz- und Wirtschaftskrise erschüttert viele Staaten der Erde. Die Weltwirtschaft wird 2008 wohl um 2,9 Prozent schrumpfen. In L'Aquila werden die G8 sehr grundsätzlich diskutieren: Wie sollen wir wirtschaften? Wie und wann holen wir diese riesige Menge Geld wieder aus dem Markt heraus, die wir zu seiner Stützung hineingepumpt haben? Welche Exit-Strategien gibt es für Staatsbeteiligungen? Wie vermeiden wir, die Londoner Beschlüsse der G20 zu doppeln oder das nächste G20-Treffen in Pittsburgh im September vorwegzunehmen? Nicht das einzige Thema, bei dem in L'Aquila die Frage auftauchen wird: Sind die G8 noch das richtige Format für die drängendsten globalen Fragen?

Klima

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Es ist eines der gravierendsten Probleme der Erde, und manches bewegt sich - aber bewegt sich genug? Nach einem September-Gipfel in New York trifft sich Ende des Jahres die Staatengemeinschaft in Kopenhagen, um ein Nachfolgeabkommen zum Klimaschutzabkommen von Kyoto zu verhandeln - eine der wichtigsten Konferenzen seit langem. Ziel: festschreiben, weniger Treibhausgas auszustoßen. Nach dem Regierungswechsel in den USA hat Präsident Barack Obama per Gesetz eine historische Wende eingeleitet. Und das, nachdem das Land, das etwa ein Drittel des weltweiten CO2 ausstößt, die gefährliche Erderwärmung jahrelang praktisch geleugnet hatte. Für die Europäer und namentlich Bundeskanzlerin Angela Merkel ist das schon ein Erfolg - auch, wenn das Gesetz noch durch den US-Senat muss, Ausgang offen. Nun soll das Thema beim G8-Gipfel gleichwohl mit einem "Gefühl der Dringlichkeit" versehen werden, und auch ein Papier mit Eckdaten soll es geben - wie das alles gehen soll, ist noch nicht bekannt. Die USA jedenfalls wollen beim Klima mit in die Führung gehen. Nur wird sich hier ohne die Schwellenländer, ohne China, Indien und andere, nichts bewegen. Mancher Delegationsmitarbeiter sieht die G8 auch hier an ihren Grenzen angekommen.

Entwicklung und Afrika

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(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Viele westliche Länder beziehen die Krise vor allem auf sich, dabei trifft es die armen und ärmsten Länder ungleich härter und mit brutaler Wucht. Erstmals überschritt weltweit die offizielle Zahl der hungernden und unterernährten Menschen die Milliardenschwelle. Rettungsschirme oder Hilfspakete gibt es für sie nicht. Nach einer Marktberuhigung steigen die Preise für Soja, Mais und Weizen wieder. Die UN verstärken ihre Warnungen: Eine Hungerkrise gefährde den Weltfrieden. Hungernde allein im asiatisch-pazifischen Raum: 642 Millionen. Subsahara: 265 Millionen. Und China wird das Thema Nahrungsmittelsicherheit mit dem Klima verweben wollen - wenn mehr Stürme und Hagel noch mehr Ernten vernichten, ist das für den bevölkerungsreichen Riesen ein gewaltiges Problem. Auch um den Grundkonflikt zwischen Teller und Tank wird es in den Abruzzen gehen, um das Pflanzen von Getreide für Biosprit oder Brot. Das Wachstum der Entwicklungsländer wird 2009 nur noch 1,2 Prozent betragen (2007: 8,1; 2008: 5,9). Die Kapitalflüsse in diese Länder gehen auf 363 Milliarden Dollar zurück. Das ist ein Drittel des Rekordwertes von 2007 (1,2 Billionen Dollar) und verschlimmert die Not der Ärmsten.

Außen- und Sicherheitspolitik

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Themen dieser Runde liegen auf der Hand: Iran brodelt nach den Protesten rund um die umstrittene Präsidentenwahl. Nicht nur wegen des Atomprogramms, auch wegen seiner gewaltigen geostrategischen Bedeutung schaut die Welt mit großer Sorge auf Teheran. Auch Nordkorea schert sich nicht viel um den Westen - knapp eine Woche vor dem Gipfel provozierte das kommunistische Land zum wiederholten Mal mit dem Abschuss von Testraketen. Seit vielen Jahren festes Thema ist der Nahe Osten. Möglicherweise wird es in diesem Jahr auch um die Piraterie vor der Küste Somalias gehen. Auch wenn das Thema es derzeit nicht in die Top-Schlagzeilen schafft - es ist immer noch ebenso da wie viele andere Krisenherde auch.

Quelle: ntv.de, Martin Bialecki, dpa

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