Dossier

Südafrikas neuer Präsident Zuma feiert schon mal

Südafrikas nächster Präsident heißt Jacob Zuma. Der bullige 67-jährige ANC-Vorsitzende probte seine Siegesfeier bereits bei einer ausgelassenen Fete in Johannesburgs Innenstadt. "Party Time", meinte der "Sowetan" auf seiner Titelseite in einem eleganten Wortspiel mit dem im Englischen identischen Begriff für "Partei" und "Feier" neben dem Logo des siegreichen Afrikanischen National-Kongress (ANC). Trotz aller Skandale und Justizprobleme wegen Geldwäsche, Steuerhinterziehung, Korruption und Betrug sprach eine große Wähler-Mehrheit Zuma und seiner Partei das Vertrauen aus.

Es war eine "Identitäts-Wahl", meinte der Politologe Steven Friedman - eine eher auf Personen denn Inhalte zugeschnittene Abstimmung. Und da war Zuma als Mann aus bescheidenen Verhältnissen für die große Zahl der Armen ganz klar "einer von uns". Ein Mann der Massen, der es verstanden hatte, die Sprache der einfachen Leute zu sprechen. Als Identifizierungs-Person verkörperte der Mann, der in seiner Jugend noch Ziegen hütete, den Glauben an ein besseres Leben. Selbst die vielen Justizprobleme sprachen für ihn: Zuma - als Anti-Apartheids-Kämpfer früher lange Zeit inhaftiert und später als Strippenzieher im Untergrund aktiv - präsentierte sich erfolgreich als Opfer einer politischen Verschwörung, hinter der sein alter Weggefährte und Rivale, Ex-Präsident Thabo Mbeki, steckten sollte.

Personenkult um Skandal-Politiker

Das höchste Amt im Staate ist nun in greifbarer Nähe für den Politiker, der aus seiner Verbundenheit zu den traditionsreichen Wurzeln seines Zulu-Volkes kein Geheimnis macht. Zuma zelebriert, was andere Politiker schamhaft zu verbergen suchen: Seine Vielehe, seine zahlreichen Kinder mit mehreren Frauen, seine ländliche Herkunft, selbst seine - politisch bedingte - lückenhafte Schulbildung. Ein wahrer Personenkult rankt sich um den Skandal-Politiker, der seine Popularität auch durch alte Anti-Apartheid-Hits wie "Umshini Wami" (Hol' mir mein MG) absichert.

"Msholozi" - so sein Clan-Name - hat als einer der populärsten und umstrittensten Politiker des Landes Krisen und Skandale überstanden, die andere längst die Karriere gekostet hätten. Unvergessen etwa seine Äußerung in einem gegen ihn geführten Vergewaltigungsprozess, er habe sich durch ausgiebiges Duschen nach dem Sex gegen die Ansteckung mit dem Aids-Erreger geschützt.

Herausforderung steht bevor

Doch nun steht ihm die größte Herausforderung seines Lebens bevor. Obwohl er bereits stellvertretender Präsident des Landes war, kommt nun die volle Regierungsverantwortung auf ihn zu. Er muss im Wahlkampf gemachte Versprechungen für ein besseres Leben, für Arbeitsplätze und sozialen Wohlstand einlösen - zu einer Zeit, da sich weltweit die Volkswirtschaften in der Krise befinden.

Die Krise hat auch den Kap-Staat nicht ausgenommen, obwohl er sich bisher noch relativ gut gehalten hat. Doch auch am Kap droht der Rutsch in die Rezession, und viele Unternehmen haben bereits massenweise Arbeitsplätze streichen müssen. Doch das Glück dürfte dem einstigen Geheimdienstchef der ANC-Untergrundarmee zunächst einmal hold bleiben. Bis Ende kommenden Jahres sind nationale euphorische Gefühle vorprogrammiert. Die bereits in diesem Juni anstehende Generalprobe für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 - der Confederation Cup - dürfte erst einmal von den drängendsten Problemen des Landes ablenken.

Ralf E. Krüger, dpa

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen