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Finsternis in Gaza Alle sind schuld

Ulrich W. Sahm kommentiert:

Seit Tagen sitzen Hunderttausende im Gazastreifen im Finstern. Mangels Öl für das einzige Kraftwerk gibt es keinen Strom. Schuld am Leiden der Palästinenser sind alle Beteiligten.

Der Stromausfall im Gazastreifen kann als Paradebeispiel für die schier unlösbare Lage dienen. Traditionell zahlen die Palästinenser im Gazastreifen keine Stromrechnungen. Für die mitfühlende EU ist es ein unerträglicher Gedanke, über eine Million Menschen ohne Strom dasitzen zu sehen. Deshalb übernahm Europa die Kosten für die Stromerzeugung. Obgleich die Hamas-Regierung von der EU boykottiert wurde, weil sich die islamistische "Terrororganisation" nicht den bekannten drei Bedingungen (Anerkennung Israels, Gewaltverzicht und Akzeptanz bestehender Verträge) beugte, war das kein Problem. Das Geld ging an eine israelische Privatfirma und die lieferte das Öl nach Gaza. Doch der Putsch der Hamas schuf eine neue Lage. Vermutlich in Absprache mit der Fatah-Regierung in Ramallah stellten die Europäer die Bezahlung an die israelische Firma ein. Ramallah will die Hamas isolieren und scheitern lassen. Da gemäß den Abkommen die Regierung in Ramallah das Öl bestellte, blieben die Hamas-Direktoren des Kraftwerks auf leeren Tanks sitzen. Sie können sich aus ideologischen Gründen nicht direkt an die Israelis wenden. Die Europäer reden nicht mit ihnen. Und Geld, um das Öl "privat" einzukaufen, haben sie auch nicht, weil ihre Kunden die Rechnungen nicht bezahlen.

Hinzu kommen "Sicherheitsgründe". Die Israelis sperren immer wieder die Grenzübergänge, was wiederum die palästinensische Propaganda nutzt, Gaza als "großes Gefängnis" zu beschreiben. Doch was tut die Hamas? Sie beschießt allein an diesem Wochenende sämtliche Grenzübergänge, Warenterminals und sogar das Kraftwerk bei Aschdod, das den restlichen Strom nach Gaza liefert.

So kann man leicht die Schuldigen an dem Strom-Debakel ausmachen: die zahlungsunwilligen Palästinenser, die Regierung in Ramallah, die EU, die israelische Energiefirma, die israelische Armee und die Hamas.

Quelle: ntv.de

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