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Kein guter Stil Beust macht den Schröder

Beust ist 55 Jahre alt, davon 32 in der Politik und kann sich nun offenbar auch etwas anderes vorstellen.

Beust ist 55 Jahre alt, davon 32 in der Politik und kann sich nun offenbar auch etwas anderes vorstellen.

(Foto: dpa)

Dieter Althaus, Günther Oettinger, Roland Koch, Christian Wulff und Jürgen Rüttgers. Und nun Ole von Beust. Der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg ist der sechste CDU-Landesfürst, der innerhalb eines Jahres sein Amt verliert oder aufgibt.

Die Merkel-CDU scheint in eine Krise zu rutschen - keine spektakuläre Krise, die mit einem großen Knall enden könnte. Es sieht nach einer stillen, einer Dauerkrise aus.

Doch die Unkenrufe gehen fehl - zu unterschiedlich sind die Abgänge. Althaus und Rüttgers wurden abgewählt, Oettinger und Wulff fanden eine neue Herausforderung. Wenn es Parallelen zum Fall Beust gibt, dann heißen sie Koch, Köhler und Schröder.

"Politik ist ein wichtiger Teil meines Lebens, aber Politik ist nicht mein Leben", sagte Roland Koch, als er seinen Rücktritt als hessischer Ministerpräsident ankündigte. "Politik macht mir viel Freude, aber meine Glücksgefühle sind nicht kausal abhängig von Politik", sagte jetzt auch Beust.

Doch auch dieser Vergleich hinkt. Kochs Rücktritt kam überraschend; wenn der Hesse amtsmüde war, dann hat er es sich nicht anmerken lassen. Auf Beusts Rücktritt wartet die Republik dagegen schon seit Tagen.

Bleiben Gerhard Schröder und Horst Köhler. Die Ausrufung von Neuwahlen nach der für die SPD verlorenen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai 2005 durch den damaligen Bundeskanzler war nichts anderes als eine Flucht aus der Verantwortung, wie der Grüne Werner Schulz dem Kanzler in der "Rede des Jahres 2005" entgegenhielt. Auch Köhlers Begründung für seinen Rücktritt - die Kritik an ihm lasse "den notwendigen Respekt für mein Amt vermissen" - konnte nicht überzeugen. Beide, Schröder und Köhler gingen, weil sie politikmüde waren.

"Vermutlich hätte es den Euro nie gegeben, wenn Helmut Kohl nicht gewesen wäre. Gerhard Schröder musste bei Hartz IV auch die Linie vorgeben." Ole von Beust sagte diese Sätze vor knapp zwei Wochen in der "Süddeutschen Zeitung" über sein Engagement für die Hamburger Schulreform. Es stimmt, Beust hat sich wie kein zweiter für ein Projekt engagiert, das in seiner eigenen Partei hoch umstritten war. Dafür gebührt ihm Respekt. Umso ärgerlicher ist, dass er nun die Brocken hinwirft. Denn Politiker, die den Mut haben, sich gegen ihre eigenen Parteien zu stellen, um Reformen durchzusetzen, sind selten genug.

Quelle: ntv.de

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