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Die Rente ist ungerecht Die Eltern rauben ihre Kinder aus

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Arbeitsminister Hubertus Heil und Finanzminister Christian Lindner vor zwei Wochen bei der Vorstellung ihrer Rentenpläne.

Arbeitsminister Hubertus Heil und Finanzminister Christian Lindner vor zwei Wochen bei der Vorstellung ihrer Rentenpläne.

(Foto: picture alliance/dpa)

Allein die Jüngeren sollen die Rente für die kommenden Jahrzehnte sicher machen und die Lasten tragen. Das ist nicht nur ungerecht, es ist auch dumm.

Wenn das Ganze ein Fußballspiel wäre, das Ergebnis hieße 2:0. Die Mannschaft der Jüngeren hat zwei Tore kassiert, die Älteren keins und ein Rückspiel soll es für mehr als ein Jahrzehnt nicht geben. Nur: Es war kein Fußballspiel, was die Bundesregierung da jetzt abgepfiffen hat, es war eine der größten Sozialreformen der vergangenen Jahrzehnte - und einer der größten Raubzüge zwischen den Generationen überhaupt. Es grenzt an ein Wunder, dass in Berlin nicht die Barrikaden brennen.

Um die gesetzlichen Renten bis weit ins nächste Jahrzehnt auf dem lieb gewonnenen Niveau zu halten, nimmt die Bundesregierung im Namen der Alten die Jungen aus, bis nichts mehr kommt. Beim "Rentenpaket 2", wie der Arbeits- und der Finanzminister das himmelschreiende Unrecht verharmlosend nannten, zahlen die Jungen gleich doppelt. Die Älteren kein Mal. Wie geschmiert sollen sie die Regierungsparteien wählen, zuvorderst die SPD.

Damit das Verhältnis zwischen einer bestimmten Durchschnittsrente und einem bestimmten Durchschnittslohn Jahr für Jahr dasselbe bleibt (48 Prozent), werden die Rentenbeiträge der Arbeitnehmer also deutlich steigen - um circa ein Fünftel. Das geht direkt vom Gehalt ab, bevor es auf dem Konto ist. Die Arbeitgeber zahlen dabei übrigens mit, weshalb auch sie nun Sturm laufen. Ihr Verbandspräsident nennt das Paket "das teuerste Sozialgesetz dieses Jahrhunderts". Er hat absolut recht.

Außerdem finanzieren fast ausschließlich die Jüngeren mit ihren Steuern jenen Zuschuss, der aus dem Bundeshaushalt Jahr für Jahr fließt, damit die gesetzliche Rente überhaupt über die Runde kommt. Gut 110 Milliarden Euro waren es zuletzt, knapp jeder vierte Euro aus dem Bundeshaushalt. Im Laufe der Jahre haben die verschiedenen Bundesregierungen nämlich immer neue Sonderleistungen für die Älteren beschlossene. Jede Einzelne kann man irgendwie gut finden, alle zusammen kann schon jetzt eigentlich keiner bezahlen. Dieser Zuschuss dürfte um 30 bis 60 Milliarden Euro (je nach Berechnung) steigen - pro Jahr. Die Jungen ham's ja.

Die Rentenkasse braucht mehr Geld, weil die Zahl der Rentner steigt, sie lange leben und die Zahl der Jüngeren, der Beitragszahler, zugleich schrumpft. Die deutsche Gesellschaft wird eben immer älter. Die Kosten und Lasten, die das aufwirft, müsste die Regierung auf alle Generationen halbwegs fair verteilen. Aber sie tut es nicht und auch die sonst ach so kritikfreudige Opposition von CDU bis AfD hält den Schnabel. Mit den Rentnern dürfe man sich nicht anlegen, heißt es. Ernsthaft versucht hat es noch niemand. Alles Feiglinge.

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Dabei gab es sogar einen kleinen, komplizierten Mechanismus, der der aktuellen Rentnergeneration wenigstens einen kleineren Teil der Alterungslasten zugewiesen hätte. Demnach wäre die besagte Durchschnittsrente in den nächsten Jahren prozentual etwas geringer gestiegen als der Durchschnittslohn: Die arbeitenden Kinder hätten etwas mehr Luft zum Atmen gehabt, ihre Rentner-Eltern hätten es kaum gemerkt. Aber selbst für dieses bisschen reichte bei SPD, Grünen und FDP nicht der Mut: Man verleumdete den Ausgleichsmechanismus als "Rentenkürzung". Das soll Millionen Menschen Angst machen, aber es ist nachweislich eine Lüge.

Die Politik wird sich nicht von selbst ändern. Es ist an der Zeit, dass die Eltern aufwachen. Es wird Zeit, dass sie die Regierungen und Parteien wissen lassen, dass ihre eigenen Kinder nicht arm gemacht werden sollen, nur weil sie jung sind. Die gesetzliche Rente hält die Gesellschaft zusammen, denn sie lässt die allermeisten Älteren ruhig schlafen. Was die Ampel jedoch mit der Rente veranstaltet, ist das Gegenteil. Es reißt den Graben auf zwischen Jung und Alt.

Quelle: ntv.de

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